Seite:OAB Nagold 113.png

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An der nordwestlichen Ecke der inneren Burg, oder an dem westlichen Ende des Burgmantels, steht ein weiterer runder, noch gegen 50′ hoher Thurm, der gegen Norden ein rundbogiges Fenster enthält und an dessen oberem Rande ein romanisches Rundbogenfries herumläuft; in seinem unteren Stockwerk ist derselbe gegen den inneren Burgraum offen und enthält ein hohes Gewölbe. Von dem obern Stockwerke führt ein Ausgang auf den Umgang der Ringmauer, so daß man auf derselben von einem Thurme zu dem andern gelangen konnte. An der Ostseite der Burg stehen die Reste des Wasserthurms, in dessen Mitte sich ein tiefer, rund ausgemauerter, jetzt größtentheils verschütteter Brunnen befindet, aus dem das Wasser in Eimern mittelst eines Trettrades geschöpft wurde.

Aus den noch vorhandenen sehr ansehnlichen Überresten, insbesondere aus der Bauart der beiden Thürme geht hervor, daß die Burg etwa Ende des 12. oder Anfangs des 13. Jahrhunderts erbaut wurde; nachdem sie an Württemberg gekommen war, diente sie zeitweilig dem herzoglichen Forstmeister zum Wohnsitz. Im J. 1646 wurde sie – in Folge des 30jährigen Kriegs sehr beschädigt – abgebrochen; eine Ansicht derselben aus der Zeit kurz zuvor gibt Merian. Späterhin stand noch ein Wohnhaus für 2 Familien, das 2 Hochwächter bewohnten, welche von Stadt und Amt, nebst dem commenthurischen Orte Rohrdorf gemeinschaftlich unterhalten wurden, und bei Feuersbrünsten mit 2 Kanonen allarmiren mußten; überdieß hatten sie die Nacht über die 1/4 und die Stunden mit einem Horne zu signalisiren. Später wurde das Wachhaus, welches an der nordöstlichen Ecke der inneren Burg stand, abgebrochen und die eine Kanone zersprang im Jahr 1789, als man sie wegen des Brandes in Tübingen löste, die andere wurde von den Franzosen zertrümmert. Im Allgemeinen sind die Ruinen der Burg Hohen-Nagold eine Zierde der ganzen Umgegend und gehören zu den schönsten und großartigsten des Landes, um deren Verschönerung und Zugänglichkeit sich in neuester Zeit der dermalige Oberförster Niethammer in Wildberg viele Verdienste erworben hat.

Durch die Stadt führte eine Römerstraße, die unter der Benennung „alte Weinstraße“ von Mindersbach herkommt und deren gepflasterter Straßenwall sich in den Waldungen zwischen Nagold und Mindersbach noch deutlich verfolgen läßt; von Nagold scheint sie die alte Steige hinauf gezogen, und in die an der östlichen Stadtmarkungsgrenze hinziehende Römerstraße, Hochsträß, eingelaufen zu seyn. Der sogenannte Krautbühl, ursprünglich Heidenbühl, ein etwa 30′ hoher und 160′ im Durchmesser haltender künstlich aufgeworfener Hügel,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_113.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)