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Armen (gegenwärtig 40–50 Personen), für die jährlich über 3000 fl. von Seiten der Gemeinden aufgewendet werden müssen.

Das Vermögen in Grundstücken ist nicht groß und der reichste Güterbesitzer hat nur 40 Morgen, einige sind vorhanden mit 12 Morgen, die meisten aber haben entweder gar kein Grundeigenthum oder besitzen nur 2–3 Morgen. Die Hauptnahrungsquelle der Einwohner bilden die Gewerbe, während die Landwirthschaft eine untergeordnete Rolle spielt und meist nur neben den Gewerben getrieben wird.

Von den ins Allgemeinen zahlreich vertretenen Gewerben steht die Rothgerberei oben an; sie beschäftigt gegen 24 Meister und hat im Jahr 1858 wenigstens für 20.000 fl. Rinde verarbeitet. Tuchmacher befinden sich 5 im Ort, die ihre Fabrikate vorzugsweise auf der Tuchmesse in Stuttgart verwerthen; auch sind etwa 40 Schuhmacher vorhanden, die ihre Arbeiten auf Märkten absetzen. Die zahlreichen Bäcker und Metzger verkaufen nicht nur in der Stadt, sondern auch in der Umgegend. Von größeren Gewerben nennen wir:

1) Die außerhalb der Stadt gelegene mechanische Spinnerei und Ölmühle von Kaufmann Schöttle, welche für Kunden arbeitet und 10–12 Personen beschäftigt.

2) Die Kunstmühle von Faist und Maier mit 2 Mahlgängen und 1 Gerbgang, außerhalb der Stadt gelegen.

3) Die obere und untere Mühle je mit 3 Mahlgängen und einem Gerbgang.

Überdieß bestehen eine Sägmühle und 2 Lohmühlen innerhalb und 2 Sägmühlen und eine Lohmühle außerhalb der Stadt. Kaufleute sind 8 und Krämer 2 vorhanden; etwa 5 Personen treiben namhaften Holzhandel, insbesondere Kaufmann Schönhut, der zugleich Besitzer einer Sägmühle ist. Schildwirthschaften bestehen 19, worunter 12 mit Bierbrauereien, die zum Theil ihr Bier in namhaften Quantitäten nach Außen absetzen. Die Flößerei mit Langholz und Schnittwaaren bringt viel Verkehr und Verdienst, indem sich auf der Markung 5 Einbindstätten befinden. Ärmere Personen suchen sich, neben den Taglohn- und Fabrikarbeiten, durch Einsammeln von Waldsamen, Waldbeeren etc. Geld zu verdienen.

Früher bestand im Ort eine Sauerkleefabrik, die jährlich gegen 1000 lb. Salz bereitete und in den 1790ger Jahren hatte sich hier ein Theil einer Viehhändler-Compagnie, welche die vortheilhaftesten Geschäfte machte, niedergelassen.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_123.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)