Seite:OAB Nagold 168.png

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und überdieß liegen die Parcellen zunächst an den angeführten frischen Gebirgsgewässern. Das Fischrecht in den die Markung berührenden Gewässern hat der Staat, der es an Ortsbürger verpachtet.

Die klimatischen Verhältnisse sind ungünstig, und wohl die rauhsten des Bezirks; der Winter beginnt sehr frühe und dauert länger als in den übrigen Gegenden des Oberamtsbezirks, daher auch das Obst nicht mehr gedeiht und sich der Feldbau auf Roggen, Haber und Kartoffeln beschränkt.

Der im Allgemeinen wenig fruchtbare Boden besteht aus den Verwitterungen des bunten Sandsteins. In den Thalebenen haben sich Alluvialböden abgelagert, die den Wiesenbau begünstigen, der den wichtigsten Zweig des im Allgemeinen ganz unbedeutenden landwirthschaftlichen Betriebs bildet.

Die Wiesen können größtentheils bewässert werden, und ertragen 20 Centner Heu und 10 Centner Öhmd pr. Morgen. Der Ackerbau ist von keinem Belang und wird willkürlich nur mit der Hacke betrieben. Die Felderzeugnisse reichen weit nicht zur Befriedigung der Einwohner hin, so daß noch die meisten Getreidefrüchte von Außen aufgekauft werden müssen. Was die Güterpreise betrifft, so bewegen sich die der Äcker von 150–400 fl. und die der Wiesen von 200–600 fl. pr. Morgen.

Die Rindviehzucht, welche sich mit einer tüchtigen Landrace beschäftigt, ist in gutem Zustande und wird durch 2 Farren, die ein Ortsbürger Namens der Gemeinde hält, nachgezüchtet. Handel mit Vieh wird nicht getrieben.

Die Einwohner der verschiedenen Parcellen sind größtentheils Colonisten, welche sich theilweise erst zu Ende des vorigen Jahrhunderts hier angesiedelt haben, und sich vorzugsweise als Holzmacher, durch Floßgeschäfte und andere Waldarbeiten mühesam ihr spärliches Auskommen sichern; ihre Vermögensumstände sind daher minder gut und nicht selten trifft man große Armuth. Im Allgemeinen sind die Leute sehr rührig und durch den vielen Verkehr mit Holzhändlern gewandt im Umgang, zuweilen auch etwas verschmitzt.

Dem Enzthal entlang führt die Landstraße aus dem Murgthal, beziehungsweise von Freudenstadt nach Wildbad, und trägt, neben der bedeutenden auf der Enz getriebenen Flößerei, zur Belebtheit der sonst so abgeschiedenen Gegend bei.

Was die Flößerei im Allgemeinen betrifft, so wird diese auf der Enz und auf den Seitenbächen derselben vom Monat December bis 15. März und vom 11. November 14 Tage lang mit Scheiterholz

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 168. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_168.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)