Seite:OAB Nagold 198.png

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Walke von Zeiter und Walz, welche etwa 14 Personen beschäftigt. Das Fischrecht in der Waldach hat die Gemeinde an einen Bürger um 3 fl. jährlich verpachtet.

Die Einwohner sind geordnete, fleißige Leute, deren Haupterwerbsquellen in Feldbau, Viehzucht und Zeugmacherei bestehen, welch’ letztere etwa 20 Meister betreiben; sie fabriciren Multon, Gesundheitsflanell, gedruckte Zeuge, Futtertücher etc., und setzen ihre Waaren vorzugsweise auf der Tuchmesse in Stuttgart und auf benachbarten Märkten ab. Von den Gewerben sind überdieß 2 Schildwirthschaften und ein Krämer zu nennen; die übrigen dienen nur den nöthigsten örtlichen Bedürfnissen. Die Vermögensumstände der Einwohner haben sich in neuester Zeit gebessert, gehören übrigens immer noch nicht zu den günstigen; der reichste Bürger besitzt 32 Morgen Feld, der sogenannte Mittelmann etwa 8 Morgen, die ärmere Klasse 1/2–1 Morgen und Einzelne haben gar keinen Grundbesitz. Etwa 150 fl. werden gegenwärtig zur Unterstützung der Ortsarmen jährlich verwendet.

Die nicht ausgedehnte und überdieß zum größeren Theil mit Wald bestockte Markung ist meist uneben, so daß etwa 2/3 der Güter an den Abhängen liegen und deßhalb bei starken Regengüssen nachtheiligen Abschwemmungen ausgesetzt sind.

Der im Allgemeinen fruchtbare Boden ist theils kalkhaltig, theils, namentlich an dem Fuß der Abhänge, schwer, während an den Gehängen selbst ein leichter, ziemlich düngerbedürftiger Boden auftritt; übrigens mangelt es an den nöthigen Düngungsmitteln.

In dreizelglicher Eintheilung mit zur Hälfte angeblümter Brache wird die Landwirthschaft den natürlichen Verhältnissen angemessen ziemlich gut betrieben; verbesserte Pflüge haben in neuerer Zeit Eingang gefunden und zur Besserung des Bodens wird neben dem gewöhnlichen Stalldünger und der fleißig gesammelten Jauche, auch Gyps und Asche angewendet. Bei einer Aussaat von 8 Sri. Dinkel, 5 Sri. Einkorn, 5 Sri. Haber und 31/2 Sri. Gerste, die jedoch seltener gebaut wird, beträgt die durchschnittliche Ernte von einem Morgen 6–12 Scheffel Dinkel, 8 Scheffel Einkorn, 4–5 Scheffel Haber und 4 Scheffel Gerste. In der Brache zieht man Kartoffeln, dreiblättrigen Klee, Luzerne, Esparsette etc. und in eigenen Ländern Kraut und Hanf. Die Preise eines Morgens Acker bewegen sich von 40–400 fl. Von den Felderzeugnissen wird nur Haber nach Außen verkauft.

Der Wiesenbau ist ausgedehnt und bildet die bedeutendste landwirthschaftliche Einnahmsquelle; die Wiesen, von denen etwa 1/4 bewässert

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 198. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_198.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)