Seite:OAB Nagold 203.png

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Pfrondorf,
mit einer Mahlmühle,
Gemeinde III. Kl. mit 306 evang. Einw., – Dorf, Filial von Emmingen.


Der nicht große, etwas gedrängt angelegte Ort hat auf einem stark geneigten Terrainvorsprung gegen das Nagold-Thal eine sehr freundliche und geschützte Lage, welche nicht allein einen ziemlich ausgedehnten Obstbau, sondern auch das Gedeihen feinerer Gewächse begünstigt. Die meist ansehnlichen, aus Holz erbauten und mit steinernen Unterstöcken versehenen Bauernwohnungen lagern sich hinter Obstbäumen versteckt an den ziemlich reinlich gehaltenen, größtentheils gekandelten Ortsstraßen.

Die Kirche wurde im Jahr 1728/29 an eine alte Kapelle, welche gegenwärtig die Stelle des Chors vertritt, angebaut; diese Kapelle war früher bemalt und soll eine viel besuchte Wallfahrtskapelle gewesen sein. Auf dem First der Kirche sitzt ein mit Brettern verschlagenes Thürmchen, in welchem 2 Glocken hängen, von denen die größere sehr alt, und weder mit Umschrift noch Zeichen versehen ist; die kleinere wurde in neuerer Zeit von Heinrich Kurtz in Stuttgart gegossen. Die Unterhaltung der Kirche liegt dem Staat ob.

Der Begräbnißplatz wurde im Jahr 1802 außerhalb (westlich) des Orts errichtet; früher sind die Verstorbenen in Ebhausen beerdigt worden.

Das Schulhaus ist im Jahr 1841 mit einem Gemeindeaufwand von 1100 fl. neu erbaut worden; es enthält ein Schulzimmer und die Wohnung des Schulmeisters.

Im Jahr 1846 ließ die Gemeinde ein geräumiges Rathhaus mit einem Aufwand von 1200 fl. neu erbauen.

Ein öffentliches Backhaus und ein Armenhaus sind vorhanden.

Vortreffliches Trinkwasser liefern im Überfluß, nicht nur 3 laufende Brunnen im Ort, sondern auch viele Quellen außerhalb desselben; überdieß fließt der nahe entspringende Westbach durch das Dorf und dient einem Theil der vorhandenen Wiesen zur Wässerung, Periodisch fließende Quellen (sog. Hungerbrunnen) kommen im Aischbach und im Geigeracker vor.

Die Einwohner sind im allgemeinen großgewachsene, kräftige Leute, die sich durch Fleiß, Sparsamkeit und religiösen Sinn vortheilhaft auszeichnen; ihre Erwerbsquellen bestehen in Feldbau, Viehzucht, Taglohnarbeiten und Waldsamensammeln. In Beziehung der

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_203.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)