Seite:OAB Nagold 208.png

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Kirche angebaut, über welche dasselbe noch hinausragte; es hatte 2 Keller und außer den Zimmern eine große Küche mit einem Brunnen in derselben.

Das ansehnliche, im Jahre 1815 neu erbaute Schulhaus enthält ein Schulzimmer und die Wohngelasse des Schulmeisters und des Unterlehrers.

Eine Zehentscheuer hat die Gemeinde im J. 1852 um 845 fl von dem Staat erkauft; ein öffentliches Waschhaus, ein Armenhaus und ein Schafhaus sind vorhanden.

Gutes Trinkwasser liefern hinreichend 3 öffentliche laufende Brunnen und 2 Privatbrunnen; überdieß befinden sich mehrere Quellen auf der Markung, von denen die Hofersbachquelle und der Pflügwiesenbrunnen die bedeutendsten sind. Auch einige periodisch fließende Brunnen (Seltenbrunnen) sind vorhanden.

Die Nagold fließt durch den Ort und theilt sich innerhalb desselben in 2 Arme, welche eine Insel umschließen; überdies fließt der Walddorfer Bach durch einen Theil des Dorfs und mündet bei der Ortsmühle in die Nagold. Der Fluß tritt öfters aus seinem Bett und richtet zuweilen Schaden an; er beherbergt Forellen, Aschen, Schuppfische, Weißfische, Nasen, Gruppen, Grundeln und Krebse, während der Walddorfer Bach nur Forellen führt. Das Fischrecht haben Privaten.

Die Einwohner sind im Allgemeinen gesunde Leute, indessen zeigen sich bei Einzelnen Spuren von Kretinismus; sie sind fleißig, geordnet und in Folge des vielen Verkehrs nach Außen gewandt im Umgang. Die Haupterwerbsquellen bestehen in Feldbau, Viehzucht und Gewerben, welch’ letztere schwunghaft und ausgedehnt betrieben werden. Die Vermögensumstände sind, mit Ausnahme einiger wohlhabenden Fabrikanten, im Allgemeinen mittelmäßig zu nennen.

Die verhältnißmäßig nicht große Markung, von der überdieß noch ein beträchtlicher Theil aus Wald besteht, ist beinahe ganz uneben und die Feldgüter liegen meist an steilen Gehängen, weßhalb sie schwer zu bebauen und überdieß häufigen Abschwemmungen ausgesetzt sind. Der Staat besitzt auf der Markung etwa 50 Morgen Güter, die an Ortsbürger verliehen sind und überdieß haben dieselben sich noch Grundstücke auf Nagolder Markung angekauft.

Der im Allgemeinen fruchtbare Boden besteht auf den Anhöhen aus den kalkreichen Zersetzungen des Hauptmuschelkalks, an den Gehängen ist er schwerer (Verwitterungen der Anhydritgruppe und des Wellenkalks) und gegen die Thalebene hin übt der bunte Sandstein seinen Einfluß auf die Oberfläche.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_208.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)