Seite:OAB Nagold 220.png

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Besitzer im Jahr 1856 mit bedeutendem Aufwande nach den neuesten Erfahrungen erweitern und neu erbauen ließ, so daß sie wohl einzig in ihrer Art dasteht. Sie hat Luftheizung und es lassen sich in ihr täglich 800 Pfund Fichtensamen in zweckmäßigster Weise ausklengen. Die Samenausklenganstalt selbst beschäftigt den Winter über gegen 15 Personen, während sich in den Oberämtern Calw, Horb, Nagold und Freudenstadt gegen 6000 Personen mit Einsammeln von Nadelholzzapfen beschäftigen. Durch dieses Geschäft kann sich ein gewandter Samensammler täglich 4–5 fl. verdienen und es wird von Seiten der Anstalt in den Monaten Oktober bis März allein in den Oberämtern Calw und Nagold 150.000–200.000 fl. Arbeitsverdienst gereicht. Hieraus läßt sich entnehmen, daß die Waldsamenernte für die diesseitige Gegend nicht minder wichtig ist, als in anderen Gegenden die Fruchternte, und daß die Anstalt wie das ganze Geschäft eine großartige Bedeutung für die Gegend hat. Der ausgebreitete Handel mit Waldsamen, den der Besitzer der Anstalt betreibt, erstreckt sich nicht nur über Württemberg, sondern hauptsächlich über England, Holland, Frankreich, Bayern etc. (s. hier. auch die Monatschrift für das Forst- und Jagdwesen, September 1856 S. 308 und Februar 1857 S. 69 ff.).

Die im Verhältniß zur Einwohnerzahl unbedeutende Feldmarkung hat im Allgemeinen einen mittelfruchtbaren Boden, der theils aus den Verwitterungen des Wellenmergels, theils aus denen des bunten Sandsteins besteht und wegen nicht durchlassenden Untergrundes in trockenen Jahrgängen reichlicheren Ertrag liefert als in nassen. Wegen der nicht ausgedehnten Feldmarkung haben sich die Einwohner auf den benachbarten Markungen Effringen und Wildberg Güterstücke angekauft.

Die klimatischen Verhältnisse sind nicht besonders günstig und feinere Gewächse wollen nicht mehr gedeihen; sogar das Obst liefert nur in ganz reichlichen Jahren einen erheblichen Ertrag, indem Frühlingsfröste und kalte Nebel nicht selten schaden, dagegen kommt Hagelschlag nur wenig vor.

Die Landwirthschaft wird in der Dreifeldereintheilung mit Anwendung verbesserter Ackergeräthe sehr fleißig betrieben und der Boden durch reichliche Düngung mit den gewöhnlichen Düngungsmitteln, wie auch Compost, Hallerde, Gyps etc. zu verbessern gesucht. Man baut vorzugsweise Dinkel, Roggen, Haber und in der zu 1/3 angeblümten Brache Kartoffeln, dreiblättrigen Klee, Angersen, Flachs, Hanf, Kraut etc. Der durchschnittliche Ertrag eines Morgens Acker wird zu 6–7 Scheffel Dinkel, 3–4 Scheffel Roggen und 4–5 Scheffel

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 220. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_220.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)