Seite:OAB Nagold 223.png

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versehene Thurm ist, außer einem im Glockenhaus angebrachten schön romanischen Doppelfenster, durchaus schmucklos; aus dem Leib des Thurms, dessen unterstes, mit einem Tonnengewölbe gedecktes Stockwerk die Stelle des Chors vertritt, ragt die wohlerhaltene, halbrunde Absis hervor. Von den auf dem Thurme hängenden 3 Glocken hat die größte folgende Umschrift: Osanna hais ich Bonifacius Hayla goß mich anno domini 1498 in unser Frawen und Sanct Sebastian lud ich; die mittlere enthält die vier Evangelistennamen in ganz alten, zum Theil verkehrten Majuskeln und die kleinste, welche wohl die älteste seyn wird, enthält weder Schrift noch Zeichen. Das Innere der Kirche hat eine flach getäfelte Decke und enthält noch einen romanischen Taufstein; an den hölzernen Säulen, welche die Emporen tragen, sind zwei Wappenschilde angebracht, von denen der eine im schwarzen Felde zwei weiße schräg gekreuzte Balken enthält, der andere ist in vier Felder getheilt von denen zwei Felder Brettspielartig quadrirt sind, während durch die beiden andern ein schräger Balken geht. Von dem Langhause führt ein hochgesprengter Rundbogen in den Chor, der leider durch die in demselben aufgestellte Orgel verbaut ist. In dem ganzen Kirchenbau, sowohl in seinem Äußeren als Inneren, ist eine edle Einfachheit und eine Reinheit des früh romanischen Styls ausgesprochen, wie sie selten anderswo getroffen wird. Die Unterhaltung der Kirche hat der Staat.

Der einen Morgen große ummauerte Begräbnißplatz ist im Jahr 1807 am östlichen Ende des Ortes angelegt worden, während der Platz zu demselben schon im Jahr 1793 von dem Kirchengute erkauft wurde; der frühere Begräbnißplatz lag um die Kirche.

Das in der Nähe der Kirche frei gelegene Pfarrhaus, von dem man eine sehr schöne Aussicht an die Alp genießt, ist in gutem baulichen Zustande und muß von dem Staat, dessen Eigenthum es ist, unterhalten werden.

Das im Jahr 1829 erbaute ansehnliche Schulhaus enthält zwei Lehrzimmer, die Wohnung des allein an der Schule stehenden Schulmeisters und die Gelasse für den Gemeinderath.

Ein Gemeindewaschhaus ist vorhanden.

Der Ort ist der Sitz eines Revierförsters, welcher hier ein dem Staat gehöriges, angenehm gelegenes und gut unterhaltenes Haus bewohnt.

Ein laufender und viele Pumpbrunnen versehen den Ort mit mittelgutem Wasser, das jedoch in trockenen Sommern so spärlich fließt, daß der Wasserbedarf in dem 1/8 Stunde entfernten Kollbach, auch Quellbach genannt, geholt werden muß. Im Ort ist eine Wette

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 223. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_223.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)