Seite:OAB Nagold 225.png

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Ackerpreise belaufen sich auf 700 fl., die mittleren auf 350 fl. und die geringsten auf 150 fl. per Morgen.

Die Einwohner genießen die Vergünstigung, aus den Staatswaldungen gegen Bezahlung von jährlich 12 kr. Waldgras holen zu dürfen, was einen namhaften und guten Rindviehstand ermöglicht. Man züchtet eine tüchtige Landrace und ziemlich viel Allgäuer Vieh; zur Nachzucht sind 2 Farren aufgestellt, die ein Bürger Namens der Gemeinde hält. Einiger Handel mit Vieh findet statt. Die Gemeinde hat mit den übrigen Kirchspielsorten, Altensteig, Stadt und Dorf, Überberg, Beuren, Fünfbronn, Ettmannsweiler und Enzthal das Weidrecht in etwa 8000 Morgen badischer Waldungen, von dem jedoch in neuerer Zeit weniger Gebrauch gemacht wird als früher. Gegenwärtig mögen etwa noch 30–40 Stück Jungvieh auf die Weide getrieben werden, auf der das Vieh von Mitte Mai bis zum 10 oder 12 September unausgesetzt bleibt. Sämmtliche Kirchspielsorte zahlen noch eine Steuer nach Gernsbach in dem Großherzogthum Baden.

Die Schafzucht ist ganz unbedeutend, ebenso auch die Schweinezucht, indem die meisten Ferkel von Außen eingeführt und theils zum eignen Bedarf gemästet, theils als Läufer wieder verkauft werden.

Die Bienenzucht wird mittelmäßig betrieben.

Der Ort hat seit dem Jahr 1829 das Recht, alljährlich 2 Flachs-, Vieh- und Krämermärkte abzuhalten, auf denen jedoch der Verkehr ein sehr geringer ist.

Vicinalstraßen fuhren nach Altensteig, Enzklösterle, Beuren, Oberweiler und beziehungsweise nach Besenfeld.

Die Gemeinde besitzt 1100 Morgen Waldungen, die einen Ertrag von 500 Klaftern jährlich liefern; hievon erhält jeder Bürger ein Klafter und von dem verkauften Nutzholz 30 fl., während in die Gemeindekasse von dem Holzerlös so viel fließt, daß keine Gemeinde-Schadens-Umlage nöthig ist. Überdieß bezieht die Gemeinde jährlich 60–70 fl. Pflastergeld.

Der Ort war mit den übrigen Kirchspielorten nach Altensteig, Dorf, eingepfarrt und muß daher bei dem Kirchen- und Schulhausbau im ehemaligen Mutterort Frohnen leisten.

In S. ist 1678 geboren Christine Regine Bader, Tochter des Pfarrers, eine Somnambüle, welche sich 1698 göttlicher Offenbarungen rühmte und zumal durch verkündigte Strafgerichte Gottes großes Aufsehen machte, aber dafür 1700 mit dreijähriger Zwangsarbeit büßen mußte (Caroli Memorabilia eccl. sec. 17. Tubing. 1702 S. 917–919).

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 225. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_225.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)