Seite:OAB Nagold 263.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Nagold-Thale wie von einigen tief eingeschnittenen Seitenthälern desselben durchzogen.

Der Boden ist, wenn ihm reichliche Düngung zu Theil wird, im Allgemeinen fruchtbar und besteht auf der linken Seite der Nagold an den Gehängen aus den Zersetzungen des bunten Sandsteins und auf der Hochebene aus den Verwitterungen des Wellenmergels, die hier einen zähen, ziemlich unfruchtbaren Lettenboden liefern. Auf der rechten Seite der Nagold erscheinen auf der Hochfläche die Zersetzungen des Hauptmuschelkalks und an den Abhängen die der Anhydrithgruppe, des Wellenmergels und gegen unten des bunten Sandsteins.

Die klimatischen Verhältnisse sind gegenüber den nahen Schwarzwaldhöhen ziemlich mild und die Ernte tritt um 14 Tage früher ein als in dem nur 2 Stunden entfernten Warth. Feinere Gewächse gedeihen noch und in günstigen Jahren reift sogar die Traube an Kammerzen. Schädliche, ungesunde Nebel und Frühlingsfröste sind ziemlich häufig, dagegen gehört Hagelschlag zu den Seltenheiten.

Die Landwirthschaft wird seit neuerer Zeit so gut als es die natürlichen Verhältnisse erlauben, betrieben, übrigens wirkt derselben der äußerst mühsame Bau an den Steilgehängen oder auf den schwer zu erreichenden Anhöhen entgegen, was nur der beharrliche Fleiß der Einwohner zu überwinden vermag. Der Ackerbau wird in dreizelgiger Feldereintheilung unter Anwendung verbesserter Ackergeräthe (Flander und amerikanische Pflüge, eiserne Eggen, Walzen) betrieben und zur Besserung des Bodens eine reichliche Düngung verwendet, die jedoch an den Steilgehängen bei starken Regengüssen nicht selten wieder abgeschwemmt wird. In der zur Hälfte angeblümten Brache baut man Kartoffeln, dreiblättrigen Klee, Ackerbohnen und ziemlich viel Reps. Bei einer Aussaat von 8 Sri. Dinkel, 4 Sri. Haber und 3 Sri. Gerste beträgt die durchschnittliche Ernte 8–10 Scheffel Dinkel, 4–5 Scheffel Haber und 3–4 Scheffel Gerste per Morgen. Wicken werden theils rein, theils unter dem Haber in ziemlicher Ausdehnung gebaut. Die Preise eines Morgens Acker bewegen sich von 100–300 fl. Von den Getreideerzeugnissen werden über den eigenen Bedarf etwa 500 Scheffel Dinkel, 200 Scheffel Haber und 50 Scheffel Gerste nach Außen abgesetzt.

Der Wiesenbau ist sehr beträchtlich und bildet den einträglichsten Zweig der Landwirthschaft; die 2–3mähdigen Wiesen, von denen 1/8 bewässert werden kann, liegen in dem Nagold-Thale, welches in einer Länge von 11/2 Stunden zur Stadt gehört, und ertragen 25–30 Centner Heu und 12–15 Ctr. Öhmd per Morgen. Die

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 263. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_263.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)