Seite:OAB Neuenbuerg 089.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

wieder der Obermacht der Franken, welche ihre Namen an die damals eroberte Landschaft hefteten, so daß Bezirke des nordwestlichen Alemanniens als Frankenland (zur Francia teutonica gehörig) bezeichnet wurden.

Ein Waldbezirk, wie diese Gegend war, tritt verhältnißmäßig spät im geschichtlichen Licht hervor. In den Zeiten der Gaueintheilung, welche bis in’s 12. Jahrh. herab dauerte, hat sich nicht ein einziger Ort des Bezirks mit der Bezeichnung des Gaues, welchem er zugetheilt war, erhalten. Im Allgemeinen möchte der südliche Theil des Oberamts zum Würmgau, der nördliche zum Enzgau gehört haben. Indeß gaben auch die Alb und Pfinz den Namen für einzelne Gaue, und so mochten der Alb- und der Pfinzgau bis gegen die Quelle dieser Flüsse hinaufgereicht haben.

Gleichwohl werden manche Orte an der Hand von Klosteraufzeichnungen ziemlich frühe in der Geschichte genannt. Zunächst freilich sind sie nicht aus erhaltenen Original-Urkunden bekannt, sondern erst aus einem weit späteren Werke, dem Hirschauer Dotationsbuch, in welchem um 830 Calmbach, um 1109 Arnbach, im 12. Jahrh. Bieselsberg, Gräfenhausen, Igelsloch, Lengenhardt, Maisenbach und Schömberg aufgeführt werden. Enzklösterle erscheint im J. 1145, aber auch noch lange nicht in gleichzeitiger Aufzeichnung. Durch die Stiftung des Klosters Herrenalb um 1148 kommt dieser Ort und der nahegelegene Dobel, ferner – jedoch blos als Name einer Quelle – Rothensol, und durch Original-Urkunden des genannten Klosters von 1177 Moosbronn, von 1257 Neusatz, von 1266 Loffenau und Bleiche[ER 1] zu unserer Kenntniß. Mit Wolmersbür (abgegangen bei Rudmersbach) macht uns eine St. Galler Urkunde von 1233 bekannt. Alle übrigen Orte des Bezirks tauchen erst auf in der Zeit nach den Hohenstaufen.

Die Gaugrafschaft in dieser Gegend mit ausgebreiteter Lehens- und Dienstherrlichkeit bekleidete die ausgedehnte mächtige Grafenfamilie, welche sich im 11. Jahrh. Grafen von Calw zu nennen anfing und in einer Zeit, in welche unsere Geschichtsbelege nicht hinaufreichen, mit den Grafen von Eberstein aus einer Wurzel entsproßte (darauf deutet Albert Bohemus im 13. Jahrh., wenn er sagt: domus illorum de Eberstein est ab antiquis Chalwaria appellata. Stälin Wirt. Gesch. 2, 22).

Wirklich läßt sich bei manchen Orten noch der Besitzstand bis zu den Ahnherrn der nachherigen Grafen von Calw oder wenigstens zu diesen Grafen selbst und deren Nebenzweig den Grafen von Vaihingen zurückverfolgen; so bei Calmbach, welches um 830 aus den Händen eines Calwer Ahnherrn an das Kloster Hirschau gelangte,

Errata

  1. S. 89, L. 25 nach „Neusatz“ setze: von 1266 Loffenau und Bleiche. Siehe Berichtigungen, S. VI.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neuenbürg. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 089. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Neuenbuerg_089.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)