Seite:OAB Neuenbuerg 110.png

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An der Stadtpfarrkirche ist ein Stadtpfarrer, der zugleich das Decanatamt bekleidet, angestellt. Zu der Kirchengemeinde gehört außer der Stadt, Waldrennach, Eisenfuhrt (Sägmühle), die Schleifmühle und die obere Sensenfabrik. Der erste evangelische Pfarrer war vor dem Interim Ivo Heinzelmann von 1536–1538.

Von Schulanstalten befinden sich in Neuenbürg:

1) Eine Realschule, im J. 1844 statt der früheren lateinischen Schule errichtet; der erste Präceptor war Joh. Frank von 15..–1560.

2) Als Volksschulen, eine Knaben-, eine Mädchen- und eine Elementarschule, an welchen ein Schulmeister, 2 Unterlehrer und ein Lehrgehilfe angestellt sind.

3) An der Industrieschule unterrichten zwei Lehrerinnen.

Außerhalb der Stadt nördlich an der Höfner Steige befindet sich ein, Privaten gehöriger, Steinbruch im bunten Sandstein, aus dem gute Werk- und Bausteine gewonnen werden; überdieß werden die allenthalben vorkommenden Felstrümmer zu Bau- und theilweise Straßenmaterial verwendet. Eine namhafte Töpfererdegrube besteht in der Nähe der Ziegelhütte und eine Lehmgrube ist oberhalb der Stadt im Enzthal angelegt.

Außer den schon angeführten Alterthümern sind noch zu nennen: die letzten Reste der, eine halbe Stunde südlich der Stadt auf einer hohen Bergspitze gelegenen Waldenburg, in dem ehemaligen Burggraben und einigen herumliegenden Mauersteinen bestehend.

Die zur Stadt gehörenden Wohnsitze sind:

Die 1/4 Stunde südlich der Stadt an der Enz gelegene Eisenfuhrt-Sägmühle mit großartiger und zweckmäßiger Einrichtung.

Die Schleifmühle, welche 1/2 Stunde unterhalb der Stadt liegt.

Neuenbürg verdankt seinen Ursprung einer Burg, welche nach Wahrscheinlichkeit im 12. oder Anfang des 13. Jahrh. ein Sprosse der Calwer Grafenfamilie erbaute und „neue Burg“ (Novum castrum) nannte. Ihr erster urkundlicher Besitzer in der Mitte des 13. Jahrh. ist ein Graf Konrad von Vaihingen, dessen Familie einen Nebenzweig obiger Grafen bildete (er nennt sich comes de Vaihingen sive de Nouo castro in einer auf frühere Zeiten sich beziehenden Herrenalber Urkunde von 1289, Mone, Zeitschr. 2, 248). Auch Berthold von Neuffen († vor Oct. 1285, Gemahl der calwisch-löwensteinischen Gräfin Richenza) erscheint im Besitz, jedenfalls im Mitbesitz, und veräußerte castrum Nuwenburch an den Grafen Albrecht von Hohenberg, welcher es an König Rudolf verkaufte (Hugo Mediatisirung 368. Im J. 1289 heißt es rex cui ex proprietate Novum castrum attinet. (Mone a. a. O.)

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neuenbürg. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Neuenbuerg_110.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)