Seite:OAB Neuenbuerg 155.png

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namhaft gehoben, übrigens läßt sie noch immer Manches zu wünschen übrig und zweckmäßige Neuerungen finden nur sehr langsam Eingang.

Bei dem Ackerbau findet kein regelmäßiger, sondern nur ein gemischter und willkürlicher Betrieb ohne eigentliche Brache statt; man baut Dinkel, Roggen, Hafer, etwas Gerste, hauptsächlich Kartoffeln und Kraut, nur wenig Erbsen und Linsen; von Futterkräutern dreiblättrigen Klee und von Handelsgewächsen etwas Hanf und Reps für den eigenen Bedarf. Der Ertrag eines Morgens beträgt 6 bis 8 Scheffel Dinkel, 3 Scheffel Roggen, 6 Scheffel Hafer und 4 Scheffel Gerste. Die Felderzeugnisse reichen übrigens für das örtliche Bedürfniß nicht hin, so daß noch viele Früchte von Außen bezogen werden müssen. Die Ackerpreise bewegen sich von 80–200 fl. per Morgen.

Die durchaus wässerbaren Wiesen sind im Allgemeinen gut, übrigens sehr verschieden und liefern theilweise etwas saures Futter; 2/3 derselben sind zweimähdig und 1/3 einmähdig. Der Ertrag von den guten Wiesen beträgt 40–50 Centner und von den geringen 24 Centner Futter per Morgen; die Preise eines Morgens bewegen sich von 120–1200 fl.

Die Obstzucht wird in großem Umfange betrieben und ist überdieß immer noch im Zunehmen begriffen; die ganze Markung gleicht einem Baumgut. Es werden vorzugsweise Most- und Schnitzsorten, übrigens auch feinere Obstarten, wie Schleemüllerbirnen, Fleiner, Reinetten, Mastäpfel, Zürchling etc. gezogen. Von dem Obstertrag kommt in günstigen Jahren ziemlich viel, namentlich feinere Sorten und Kirschen nach Außen zum Verkauf, der weit größere Theil des Ertrags wird zum Mosten, Dörren und Brennen benützt. Beinahe jeder Ortsbürger hat eine kleine Baumschule, in welcher er seinen Bedarf an Jungstämmen nachzieht.

Die Weiden werden nur noch für Schweine auf den Allmanden und in einzelnen Waldungen benützt.

Die Rindviehzucht, welche sich vorzugsweise mit Landrace beschäftigt, ist in ziemlich gutem Zustande und einzelne Ortsbürger haben schon von dem landwirthschaftlichen Bezirksverein Preise für schönes Vieh erhalten. Zur Nachzucht sind 3 Farren (1 Rigi- und 2 Landfarren) vorhanden, welche 3 Bürger, 2 im Ort und 1 in Pfinzweiler gegen Nutznießung des Widdumguts und jährlich 25 fl. halten. Die Stallfütterung ist eingeführt. Mit Mast- und Melkvieh wird ein nicht unbedeutender Handel, besonders nach Baden und Frankreich getrieben.

Die Schweinezucht ist nicht nur im Ort, sondern auch in Pfinzweiler beträchtlich und bildete vor dem Auftreten der Kartoffelkrankheit

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neuenbürg. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Neuenbuerg_155.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)