Seite:OAB Neuenbuerg 159.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

dem Gott genedig sei. Ein weiteres an der Wand angebrachtes, angeblich Strubenhart’sches Wappen, das übrigens gegen alle heraldischen Regeln ausgeführt ist, scheint einem Geistlichen anzugehören. Der hohle Taufstein ist in spätgermanischem Geschmack gut gearbeitet.

Der jetzige, für das ganze Kirchspiel gemeinschaftliche Begräbnißplatz, welcher 1600 errichtet, 1823 erweitert und mit höherer Mauer versehen wurde, liegt außerhalb (westlich) des Ortes.

Das angenehm gelegene, gut erhaltene Pfarrhaus wurde in den Jahren 1814/16 neu erbaut. Im Jahr 1840 erkaufte die Gemeinde das Gasthaus zum Adler und richtete dasselbe zur Schule und zugleich zur Wohnung des Schulmeisters ein; früher besuchten auch die Kinder von Obernhausen die Schule des Mutterorts, in neuerer Zeit ist aber für Obernhausen ein besonderer Schulverweser, übrigens vorläufig nur auf 6 Jahre, bestellt worden.

Auch besitzt die Gemeinde ein Rathhaus, ein Waschhaus und eine Kelter mit 4 Bäumen.

Die Einwohner, unter welchen Heirathen mit Auswärtigen nicht vorkommen, sind im Allgemeinen von auffallend schwächlichem Körperbau, eine Erscheinung, deren Grund theils in unkräftiger Nahrung, welche meist aus Kartoffeln und Salat besteht, theils in übertriebenem Fleiß gesucht wird, wie denn der Volkswitz von den Gräfenhausern sagt, daß sie nur mit Einem Fuß in’s Bett gehen, die Obernhauser aber knieen nur in’s Bett. Ihre Vermögensverhältnisse gehören zu den besten des Bezirks; der wohlhabendste Bürger besitzt 25–30 Morgen Güter, am häufigsten ist ein Grundbesitz von 12 Morgen und die Unbemitteltsten haben immer noch 1–2 Morgen. Doch werden etwa 250–300 fl. jährlich für Arme verwendet. Haupterwerbsquellen sind Ackerbau, Obstzucht, Weinbau und Viehzucht. Die Gewerbe dienen nur den örtlichen Bedürfnissen, mit Ausnahme des Bretterhandels und des Bretterfuhrwerks aus dem Enzthal in das Badische, was den Pferdebesitzern einen namhaften Verdienst sichert.

Die natürlichen Verhältnisse gehören zu den günstigeren des Bezirks; neben einem milden Klima, das nicht allein alle gewöhnlichen Feldfrüchte, sondern auch den Obst- und Weinbau sehr begünstigt, hat die ausgedehnte, jedoch zum größeren Theil mit Wald bestockte Markung, welche gegen Süden bis an die Enz reicht, einen im Allgemeinen fruchtbaren Boden, der übrigens sehr verschieden ist und theils aus einem mit Lehm gemengten Sand, theils aus der Verwitterung des Wellendolomits und Wellenkalks besteht, welch’ letzterer sich besonders für den Weinbau gut eignet. Nordöstlich vom

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neuenbürg. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Neuenbuerg_159.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)