Seite:OAB Neuenbuerg 172.png

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Wappen, zur Linken einen quer getheilten Wappenschild mit 3 Sternen. Diese Platte ist gegenwärtig in dem sogenannten Paradies (s. unten) aufgestellt. 1

Besonders schön und merkwürdig ist die frei, westlich der Kirche stehende Vorhalle, das sogenannte Paradies, welches sich an die westliche, zum Theil noch stehende Giebelseite des alten Schiffs der Klosterkirche anlehnt; von dieser ehemaligen Giebelseite gegen Osten und von den wohlerhaltenen Stirnmauern eines ehmaligen Kreuzganges gegen Norden und Westen, wie von einer später aufgeführten Mauer gegen Süden umschlossen, bildet diese Vorhalle ein länglichtes Rechteck. Der Kreuzgang scheint sich ehemals weiter erstreckt zu haben. Im 15. Jahrh. wurde sein westlicher Theil, wo sich der Haupteingang befindet, mit einem hohen Giebel überbaut, die nördliche Stirnwand bis an die Giebelseite des alten Schiffs verlängert, alles übrige weggerissen und so der lange schmale Kreuzgang in eine breitere und kürzere Vorhalle verwandelt, deren Dach sich auf die erhöhte Giebelmauer stützte. Die westliche Giebelseite des Paradieses enthält noch den schön im romanischen Styl ausgeführten, abgestuften Eingang, zu dessen Seiten je ein geschmackvolles gekuppeltes Fenster angebracht ist. Diesen im romanischen Styl gehaltenen unteren Theilen der westlichen Giebelseite ist später ein Giebel im germanischen Geschmack aufgebaut worden; die Giebelspitze ziert ein schön gehaltenes Glockenthürmchen und unter demselben ist ein Ecce homo auf einem vorstehenden Kämpfer angebracht, dessen untern Theil ein Engel mit ausgebreiteten Flügeln, in der rechten Hand die Posaune, in der linken einen Schild mit dem Conventzeichen von Cisterz haltend, ziert. Über dem Christusbild steht die Jahrszahl 1462 (Zeit der Aufführung dieses Aufbaues) und zu beiden Seiten des Engels der Wahlspruch des Abts Johann: Soli Deo. Ohne Zweifel fällt auch die Erbauung des Chors an der ehemaligen Klosterkirche in diese Periode. Die nördliche Seite der Vorhalle, die wie die westliche, ein Theil des alten Kreuzganges ist, enthält noch 3 im schönsten Style des 12. Jahrhunderts gehaltene Fenster, deren jedes durch zierliche, auf gekuppelten Säulen ruhende Bogenstellungen in 2 Abtheilungen geschieden ist. Ein weit vorstehendes Gesims, aus einer Platte und drei mit Dreiecken verzierten Rundstäben bestehend, schließt die Mauer gegen oben ab. Beim dritten Fenster wurde der übrige Theil des Kreuzganges abgerissen und die Lücke bis an die Giebelwand des ursprünglichen Schiffs der Klosterkirche mit einer einfachen Quadermauer geschlossen. Die östliche Seite der Vorhalle (westliche Giebelwand des alten Kirchenschiffs) hat in der Mitte ein in schönen

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neuenbürg. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 172. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Neuenbuerg_172.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)