Seite:OAB Neuenbuerg 174.png

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der Straße nach Dobel frei und angenehm die ansehnliche, dem Staat gehörige Wohnung des Revierförsters.

Einige 100 Schritte von dem Ort entfernt, auf dem sogenannten Maienberg, ist die von Dr. Weiß eingerichtete Wasserheilanstalt etwas erhöht und sehr freundlich gelegen; das im modernen Styl gehaltene, mit hübschen Gartenanlagen umgebene Gebäude, von dem man eine schöne Aussicht in das Albthal genießt, wird gegenwärtig nicht benützt.

An einzelnen Privatgebäuden sind noch Bildwerke, die von den alten Klostergebäuden oder von der ehemaligen Klosterkirche herrühren, eingemauert und zwar: an dem Hofthor des Gasthauses zum Ochsen eine uralte romanische Console mit 2 räthselhaften Thierfiguren, die erst in neuester Zeit an den Prinzen Wilhelm von Preußen verkauft wurde; an einem Gebäude neben diesem Gasthause eine romanische Lünette, in der Mitte derselben ein einfaches Kreuz und zu dessen Seiten je eine Rosette, an einem Gebäude innerhalb der Klostermauern eine Thierfigur, die ebenfalls aus der romanischen Periode stammt. An dem nördlichen Eingang in den Klosterhof, an dem früheren Oberamteigebäude, war eine aus rothem Sandstein gearbeitete, 6′ hohe und 4′ breite Gedächtnißtafel eingemauert; sie zeigt in stark erhabener Arbeit Christus am Kreuze, zu dessen Füßen Maria Magdalena und Johannes. Am untersten Rande enthält sie in der Mitte das Reichswappen, heraldisch rechts die Wappen von Württemberg-Teck und Pfalz-Bayern, links jene von Baden-Sponheim und Eberstein; auf beiden Seitenrändern das Wappen des Bisthums Speyer. Die Jahrszahl 1464 und der Wahlspruch „Soli Deo“ bezeichnen den Abt Johann von Udenheim als Stifter dieses Denkmals. Diese meisterhaft ausgeführte Gedächtnißtafel wurde an den Großherzog Leopold von Baden um 500 fl. verkauft und befindet sich gegenwärtig auf dem Schloß Eberstein bei Gernsbach.

Der Ort ist sehr wasserreich und 7 laufende Brunnen liefern in Fülle vortreffliches, ganz reines Wasser, mit einer Temperatur des Winters von 6°, des Sommers von 10° R. Wegen dieser Vorzüge des Wassers, verbunden mit dem gesunden Klima und der sehr reizenden Gegend, besteht seit dem Jahr 1839 hier eine Kaltwasserheilanstalt; sie kam im J. 1858 in den Besitz des Wasserarztes H. Kleinertz und befindet sich gegenwärtig in dem ehemaligen Kameralamtsgebäude, in welchem ein Conversationssaal ein Speisesaal, 23 freundliche und bequem eingerichtete Zimmer und 6 verschiedene Baderäume für die Anstalt hergestellt sind. Das Gebäude selbst ist mit schön angelegten Gärten rings umschlossen. In den Bädern finden

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neuenbürg. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 174. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Neuenbuerg_174.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)