Seite:OAB Neuenbuerg 175.png

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sich Apparate zu den vielfältigsten Applikationsmethoden des Wassers, zu Vollbädern, natürlichen und künstlichen Douchen, Regen- und Staubbädern Einrichtungen zu aufsteigenden Augen- und Seiten-Douchen, fließenden Sitzbädern von verschiedener Form, Wellenbädern, Dampf- und Fichtennadelbädern etc.

Die eine Stunde südlich vom Ort am Fuß des Langmartskopfs entspringende Alb fließt durch das Dorf und nimmt am nördlichen Ende desselben den am Fuß des Schweizerkopfs beginnenden Gaisbach auf. In der Nähe des Klosters theilt sich der Gaisbach und ein Theil fließt an der östlichen Klosterhofmauer fort, während der andere in den Klosterhof eingeleitet wird und sich dort mit einem Arm der an der westlichen Klosterhofmauer hinfließenden Alb vereinigt; die vereinigten Arme treiben die oben angeführte Mühle, fließen unterhalb des Rathhauses durch und gehen außerhalb der nördlichen Klosterhofmauer wieder in die Alb. Diese fließt mit mäßigem Fall ziemlich gekrümmt und tritt nur bei starken Regengüssen oder schnellem Schneeabgang aus, wobei sie übrigens nicht besonders gefährlich wird und nur zuweilen Sand und Gerölle auf den nahe liegenden Wiesen ablagert; dagegen dient sie zur Wässerung der Wiesen und treibt mehrere Sägmühlen; in früherer Zeit wurde sie auch zur Scheiterholzflößerei benützt. Das klare Flüßchen beherbergt Forellen und Krebse; das Fischrecht in demselben hat der Staat, welcher es verpachtet.

Die im Allgemeinen gesunden Einwohner erfreuen sich nicht selten eines hohen Alters; sie sind fleißig, rührig und zeichnen sich durch äußerlich gewandtes und artiges Benehmen vor den meisten Gemeinden des Bezirks aus; ihre Kleidung hat etwas Städtisches und ihre Mundart ist nicht die schwäbische, sondern mehr die des benachbarten Badens, sie haben von diesen Grenznachbarn, mit welchen sie in stetem Verkehr stehen, vieles angenommen, wie sie denn auch nicht „Schwaben“ genannt werden wollen, sondern als solche die weiter ostwärts liegenden Bewohner bezeichnen. Ihre Vermögensumstände sind durchschnittlich gering und außer dem Feldbau suchen die Einwohner sich durch Holzhandel, Holzfuhren (besonders nach Carlsruhe), Taglohnarbeiten und Holzmachen in den Staatswaldungen ihr Auskommen zu sichern. Auch die im Ort bestehende Wasserheilanstalt äußert in mancher Beziehung einen wohlthätigen Einfluß, soferne viele Leute einerseits daselbst Beschäftigung finden, anderseits Erzeugnisse wie Milch, Butter, Eier, Waldbeeren etc. gut verwerthen können. Von letzteren werden besonders die Heidelbeeren auch gebrannt. Die Gewerbe beschränken sich außer der schon angeführten

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neuenbürg. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Neuenbuerg_175.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)