Seite:OAB Neuenbuerg 213.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Rüben, Futterkräuter, Hanf und seit dem Auftreten der Kartoffelkrankheit viel Mais gebaut.

Dem Wiesenbau wird große Aufmerksamkeit zugewendet, und nicht nur vieles, sondern auch gutes Futter erzeugt; die Wiesen, von denen die meisten bewässert werden können, sind 2-, häufig sogar 3mähdig und ertragen 40–45 Centner Futter pr. Morgen. Ihre Preise bewegen sich von 100–400 fl., die der Äcker von 60–280 fl. pr. Morgen.

Der Weinbau, welcher auf etwa 50, vor 1805 meist noch ganz öden Morgen betrieben wird und sich in neuerer Zeit vorzugsweise mit Klevnern beschäftigt, liefert einen guten, lagerhaften Wein, welcher einem mittleren Neckarthaler gleich kommt, und im Jahr 1846 für 34 fl. pr. Eimer verkauft wurde, während derselbe sich durch den Anbau von Klevnern so verbesserte, daß man im Jahr 1855 60 bis 66 fl. pr. Eimer erlöste; der Absatz des Weins findet hauptsächlich in die benachbarten Waldorte statt. Der Morgen, auf den etwa 4000 Stöcke gerechnet werden, liefert einen durchschnittlichen Ertrag von 3–4 Eimern, und die Preise eines Morgens bewegen sich von 180–200 fl. Der Weinbau wird übrigens ausschließlich von den Weibern besorgt.

Die Obstzucht ist ausgezeichnet und bildet die Haupteinnahmsquelle der Einwohner; es werden von dem gewöhnlichen Mostobst bis zu dem feinsten Tafelobst die verschiedensten Sorten gezogen und mit denselben ein beträchtlicher Handel getrieben; namentlich wird das Tafelobst eingekellert und des Winters nach Karlsruhe etc. zum Verkauf gebracht. Von Steinobst pflanzt man sehr viele Kirschen und Zwetschgen, die ebenfalls theils grün, theils gedörrt nach Außen zum Verkauf kommen. Nußbäume finden sich von ausgezeichneter Schönheit.

Die Schafweide nährt 150 Stücke und ist an einen auswärtigen Schäfer für 150 fl. verpachtet; für die Schweine ist ein besonderer Weideplatz vorhanden und das Rindvieh wird nur einzeln im Herbste zur Weide gelassen.

Die Rindviehzucht ist ziemlich gut und beschäftigt sich mit einer tüchtigen Landrace, die theilweise mit der Allgäuer Race gekreuzt wird; für gute Zuchtstiere ist von Seiten der Gemeinde gesorgt. Der Verbesserung des Viehstandes ist der starke Wechsel durch Kauf und Verkauf hinderlich und es ist in dieser Hinsicht zweifelhaft, ob die monatlichen Viehmärkte in Pforzheim dem Ort mehr Nutzen oder Schaden bringen. Mastvieh kommt zum Verkauf nach Ettlingen; Milch und Butter werden nach Neuenbürg auf den Wochenmarkt gebracht.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neuenbürg. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Neuenbuerg_213.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)