Seite:OAB Oberndorf 179.jpg

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ein Flügelaltar, aus dem Anfang des sechzehnten Jahrhunderts stammend. Auf seiner jetzt leeren Predella, die schöne netzgewölbte Nischen bildet, stehen die großen trefflich in Holz geschnitzten Gestalten der Maria, Gott Vaters und Christi, daneben die zweier Bischöfe; einer davon ist der heil. Nikolaus. Darüber baut sich ein luftiges stark verstümmeltes Baldachinwerk hoch empor; die Altarflügel sind braun in braun gemalt und erinnern auch sonst an die Weise des Italieners Mantegna; innen ist auf den Flügeln der englische Gruß und Maria und Elisabeth in gutem Stile dargestellt und noch vollkommen erhalten; die Außenseite der Flügel zeigt die Geißelung und die Dornenkrönung ziemlich roh gemalt.

Die herrlichen Glasmalereien der Kirche wurden muthwillig zerstört; im mittleren Fenster des gothischen Hauptchores sind noch einige Bruchstücke eingesetzt, darstellend zwei Stifter, welche Kirchenthürflügel tragen, ferner die Evangelistensymbole Adler und Stier mit Büchern; sie stammen dem Stile nach aus der Zeit der Erbauung dieses Chores (um 1400). Dann die 4 runden Scheiben, die sich jetzt im K. Alterthumsmuseum in Stuttgart befinden, ein Geschenk des früheren Besitzers, des Bauern Joh. Kilgus in Schömberg.

Sie stellen vor:

1. das altwürttembergische Wappen mit 4 Feldern, auf 2 derselben die Hirschhörner, auf den 2 andern die Fische, oben das Hifthorn.

2. Ein einfacher Wappenschild mit einem Fische, darüber ein weißer Stern; als Helmbusch eine Abtsmütze mit Abtsstab, 2 Cherubine als Schildhalter (Neuneck).

3. Ein gelber Schild mit rothem Andreaskreuz, auf dem Schild ein stahlfarbener Helm und als Helmbusch ein rothes und ein blaues Büffelhorn, zwischen beiden ein weiblicher Kopf. (Das Wappen von Alpirsbach.)

4. Ein goldner Schild mit einem schwarzen Bracken, dessen rechter Vorderlauf und dessen Halsband silbern ist, auf dem silbernen Helm als Helmbusch das Vordertheil eines Bracken.

Die Orgel, im Westen stehend, ist 1836 von den Brüdern Engelfried in Rottenburg und Mühringen verfertigt.

In der Kirche befinden sich an der nördlichen Wand Grabsteine von Äbten mit folgenden Inschriften:

1. Cunradus Abbas.


Vos qui transitis per me quid discite sitis
Sum quod vos critis fueram quandoque quod estis.
Martius internus denis finisse Calendis
Fertur praesentem spe meliore patrem.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 179. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_179.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)