Seite:OAB Oberndorf 284.jpg

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Schule, an das Rathhaus, und an die Pfarrei abgegeben; das Übrige wird verkauft und sichert der Gemeindekasse eine jährliche Einnahme von 600–800 fl.

Die Zucht der Pferde ist unbedeutend, dagegen die des Rindviehs gut und namhaft; man züchtet eine Kreuzung von Land- und Simmenthalerrace und hat 3 Farren aufgestellt. Das Vieh wird auf die brach liegenden Wechselfelder theilweise noch ausgetrieben. Der Handel mit Vieh auf den benachbarten Märkten ist von Bedeutung. Im allgemeinen bildet die Rindviehzucht einen besondern Erwerbszweig, der noch mehr ausgedehnt würde, wenn die Markung Futter-erzeugender wäre.

Einige Schweinezucht findet statt, übrigens werden die meisten Ferkel (halbenglische und deutsche) von außen bezogen. Die Schweinehaltung ist sehr namhaft und die aufgemästeten Schweine werden theils ins Haus geschlachtet, theils verkauft.

Die Zucht des Geflügels (meist Hühner) und die der Bienen findet nur für den eigenen Bedarf statt.

Auf dem sog. Schänzle etwa 1/2 Stunde südwestlich vom Ort stand eine befestigte römische Niederlassung, von der man schon verschiedene Mauerreste, einen ausgemauerten Brunnen, Anticaglien, Münzen, namentlich mehrere Säulen,[1] drei Steine mit Inschriften, von denen 2 zu Grunde gingen, und nur der 1823 aufgefundene, der Göttin Abnoba geweihte in das K. Antiquarium nach Stuttgart gebracht wurde. Im Jahr 1835 ließ das K. statistisch-topographische Bureau hier Nachgrabungen anstellen, welche neben ansehnlichen Gebäudesubstruktionen, ein aus Stein ausgeführtes Reliefbild einer menschlichen Figur, viele Münzen aus dem ersten und zweiten christlichen Jahrhundert, zu Tage förderten; von Bronce fand man eine 5″ 2‴ hohe Ariadne, 2 Hündchen, mehrere Glöckchen, von Gold ein Plättchen in der Größe eines Sechskreuzerstücks, von Silber ein Plättchen, auf dem ein Genius abgebildet war, und ein 11/2″ großes Äxtchen u. s. w. Auch wurde zufällig eine Goldmünze mit dem Kopf des Domitian gefunden. (S. hier. den allgemeinen Theil, Abschnitt „Alterthümer.“) Von diesem wichtigen Punkt, der den Eingang in den eigentlichen Schwarzwald vertheidigte, lief eine von Waldmössingen herkommende Römerstraße die Brandsteig hinab in das Kinzigthal und ohne Zweifel in diesem weiter bis in die


  1. Die Säulen wurden zum Theil als Träger für Backöfen benützt und eine steht im Garten des Schulmeisters.
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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 284. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_284.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)