Seite:OAB Oberndorf 294.jpg

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Wirthschaft, liegt etwa 1/2 Stunde südlich von Schramberg in der wildromantischen Berneck, gerade bei der Burg Falkenstein; es wurde im Jahr 1833–34 erbaut und wird von den Bewohnern der nächsten Umgegend benützt; auch bildet es wegen seiner äußerst schönen Lage einen beliebten Ausflugspunkt für die Schramberger.

Auch die Markung ist reich an herrlichen Quellen und sämtliche Parzellen sind mit gutem Trinkwasser hinreichend versehen. Die bedeutendsten sind die Thierstein-, Göttelbach-, Schloßwald-, Bauernwald- und Kirnbachquellen. Überdieß berühren die Markung der Lauterbach, Berneckbach, Kirnbach, Göttelbach, Haselbach, Glasbach und andere kleinere Bäche. Diese klaren Gewässer schwellen oft furchtbar an und treten verheerend aus. Im Jahr 1702 den 12. Juli liefen in Folge eines Wolkenbruches die Gebirgsbäche so sehr an, daß das ganze Schramberger Thal überschwemmt wurde und man ohne Lebensgefahr nicht einmal zu Pferd von einem Haus zum andern kommen konnte. Die Fluth rieß viele hundert Wagen Holz und nicht nur alle Brücken, sondern auch die starken Wehre hinweg. Viele Häuser wurden beschädigt und eine Scheuer bei der Pulvermühle ganz zerstört. Eine andere Wasserfluth entstand den 23. März 1730 beim schnellen Schneeabgang und rieß ein Haus bei der Sägmühle ganz, ein anderes hälftig weg, auch ein Theil der Kirchhofmauer wurde weggeschwemmt. Den 25. Okt. 1778 nahm das Wasser einen Theil des neuerbauten Schlosses, 13 Häuser, alle Brücken und Stege, und selbst einen Theil des Chors der Kirche samt dem Hochaltare mit sich fort. Auch 1824 war große Überschwemmung und die Gewässer stiegen 9′ über den gewöhnlichen Stand. Unterhalb des Ortes ist ein Floßweiher angelegt, und bei der Parzelle Bühlhof eine Einbindstätte. Es gehen jährlich 10–15 Flöße im Werth von je etwa 3000 fl. von hier bis zur Haupteinbindstätte bei Kehl. Die Flößerei wird jedoch nicht mehr in der Ausdehnung getrieben wie früher.

Staatsstraßen gehen nach Schiltach, Hornberg und Sulgau (Rottweil und Oberndorf); Vicinalstraßen nach Thennenbronn und Hardt.

Fünf hölzerne Brücken und 4 Stege führen über die Schiltach, 2 hölzerne und 1 eiserne über den Göttelbach, je 1 steinerne über den Haselbach, Glasbach und über den Kirnbach, 3 hölzerne über die Berneck, 1 hölzerne über den Lauterbach und 2 eiserne über den Gewerbskanal. Von diesen allen sind 3 Brücken vom Staat, 2 von der Stiftungspflege, die übrigen von der Gemeinde zu unterhalten.

Die Einwohner, ein Menschenschlag von mittlerer Stärke und Größe, sind fleißig, betriebsam, arbeitsam, geordnet, gefällig und leicht

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 294. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_294.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)