Seite:OAB Oberndorf 326.jpg

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Lehm besteht. In der Thalebene haben sich dem Wiesenbau zuträgliche Alluvionen abgelagert.

Das Klima ist, wie auf der ganzen Hochebene, etwas rauh, die Luft gesund, frisch, meist bewegt, öfters stürmisch. Schädliche Frühlingsfröste kommen nicht selten, Hagelschlag weniger vor; der letzte von Bedeutung war im Jahr 1843. Die Landwirthschaft wird mit großem Fleiß umsichtig getrieben und namentlich auf einen ausgedehnten Futterkräuterbau sehr Rücksicht genommen. Außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln sucht man auch mittelst Hallerde, Gips, Kompost und Asche dem Boden nachzuhelfen. Von verbesserten Ackergeräthen ist der Hohenheimer- und der Brabanter Pflug allgemein, auch die eiserne Egge und die Walze haben Eingang gefunden; eine Dreschmaschine ist vorhanden. Zum Anbau kommen außer den gewöhnlichen Cerealien Kartoffeln, Futterkräuter (dreiblätteriger Klee, gelber Klee, sog. Cedernklee, Luzerne, Esparsette), Wicken, Rüben, wenig Reps und Hanf, dagegen sehr viel Flachs, aus dem schon über den eigenen Bedarf 10–12.000 fl. jährlich erlöst wurde. Von den Getreideerzeugnissen können jährlich etwa 500 Scheffel Dinkel und 100 Scheffel Haber nach außen verkauft werden.

Der ausgedehnte Wiesenbau liefert reichlich gutes Futter, von dem ein Theil verkauft wird.

Die im Zunehmen begriffene Obstzucht wird, soweit es die klimatischen Verhältnisse erlauben, ziemlich gut getrieben; man zieht hauptsächlich spätblühende Mostsorten und Zwetschgen. Der Obstertrag reicht auch in günstigen Jahren nicht für das örtliche Bedürfniß, daher noch ziemlich viel Obst aus dem Badischen zugekauft werden muß. Auf der Markung befindet sich eine Baumschule für den Oberamtsbezirk und überdieß ist im Ort eine Gemeindebaumschule angelegt; auch hat die Gemeinde einen besondern Baumwart aufgestellt.

Die Gemeinde besitzt 900 Morgen Nadelwaldungen, die jährlich 500–600 Klafter und 6000 St. Wellen ertragen; hievon erhält jeder Bürger 1–11/2 Klafter nebst Wellen und überdieß fließen noch etwa 1600 fl. für verkauftes Nutzholz jährlich in die Gemeindekasse. Eigentliche Weide besteht nicht und nur die Brach- und Stoppelweide wird um 450 fl. jährlich an einen fremden Schäfer verpachtet, der den Sommer über 300 Stück Bastardschafe auf der Markung laufen läßt. Die Pferchnutzung sichert der Gemeinde eine jährliche Rente von 500 fl.

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 326. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_326.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)