Seite:OAB Oberndorf 327.jpg

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Die vorhandenen Allmanden sind den Ortsbürgern zur Benützung unentgeltlich überlassen.

Die Pferdezucht, welche sich mit einem tüchtigen Landschlag beschäftigt, ist unbedeutend, obgleich im Ort die Beschälplatte mit 3 Hengsten für den Oberamtsbezirk besteht.

In sehr gutem Zustande ist die Rindviehzucht, auf die man viel Fleiß verwendet, auch werden große Summen für die Zuchtstiere ausgegeben; man züchtet einen schönen Landschlag mit Simmenthaler Kreuzung, zu deren Unterhaltung 4–5 Farren von obiger gekreuzter Race aufgestellt sind. Herbstaustrieb findet statt. Der Handel mit Vieh, theilweise mit gemästetem, nach Straßburg und in das Badische ist ziemlich namhaft.

Schweinezucht wird nicht getrieben und die Ferkel (englische und halbenglische) bezieht man zur Aufmästung für den eigenen Bedarf von außen. Geflügelzucht treibt man nur für den Hausverbrauch.

Für die Bienenzucht ist das Klima nicht geeignet.

Die Fischerei in dem Forellen führenden Heimbach wird nach Belieben ausgeübt.

An Vermögen besitzt die Kirchenpflege 20.000 fl., die Armenpflege 300 fl. und die Schulfondspflege 400 fl.

Was die Spuren aus grauer Vorzeit betrifft, so gehört die 1/8 Stunde nordöstlich vom Ort gelegene Burghalde zu den interessantesten Punkten des Bezirks; hier stand auf einem Terrainvorsprung ein römisches Kastell, von dem nach allen Richtungen Römerstraßen ausgehen, oder vielmehr sich hier kreuzen, und zwar die von Rottweil über Dunningen herkommende, nach Dornhan etc. führende römische Consularstraße; von ihr geht 1/4 Stunde nordöstlich vom Ort eine Römerstraße nach Hochmössingen etc. ab; eine weitere kommt von Epfendorf her, kreuzt auf der Burghalde die Consularstraße und führt zu der römischen Niederlassung auf dem Schänzle bei Röthenberg und endlich scheint eine römische Straße von Sulgau her zu dem römischen Kastell bei Waldmössingen geführt zu haben, so daß hier 5, beziehungsweise 6 Römerstraßen zusammen laufen. Die Straßen haben durchaus eine gerade Führung, zeigen häufig noch das Pflaster und Spuren ihrer ursprünglichen dammartigen Anlage. Auf der Stelle des abgegangenen Kastells wurden schon öfters Grundmauern römischer Gebäude, römische Ziegel, Münzen, Gefässefragmente, worunter von Siegelerde etc. aufgefunden und zunächst dabei ist man an dem sog. Ziegelsteigle auf einen römischen Kalk- und Töpferofen

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 327. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_327.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)