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VII. 4. Alterthümer. 91


fanden sich entschiedene Spuren römischer Wohnplätze, die, wie es scheint, theils aus militärischen, mehr aber aus bürgerlichen Rücksichten angelegt wurden. Überdieß entdeckte man römische Denksteine und Anticaglien, welche unwidersprechlich die ausgedehnte Ansiedelung der Römer in dieser Gegend beurkunden. Die bis jetzt entdeckten Wohnplätze lagen: 1) etwa 1/2 Stunde östlich von Böblingen bei der sogenannten Börstlacher Brücke, wo nach der Sage ein Ort gestanden seyn soll; man fand hier Grundreste römischer Gebäude und einen römischen Töpferofen; ganz in der Nähe dieses Punkts, im sogenannten Pfaffensteig, wurde eine überaus schöne Statuette von Jupiter (nach Andern von Neptun) aus Bronce ausgegraben (s. württ. Jahrb. Jahrg. 1833 2. Heft S. 352). Außer diesem wurden noch eine Speerspitze von Bronce, vier römische Äxte von seltener Form, von denen zwei noch vorhanden sind, ein schön gearbeiteter Dolch und mehrere römische Hufeisen ausgegraben. [1] 2) Zwischen Böblingen und Sindelfingen am Fuß des Goldbergs, wo nach der Sage ein Schloß stand, findet man Spuren vom römischen Gemauer, in deren Nahe ein römischer Altar mit zwei in die Toga gehüllten männlichen Figuren und nur einige Schritte davon ein sechs Zoll langes Schwein von Bronce ausgegraben wurden; beide Gegenstände gingen leider verloren, dagegen hat sich ein ebenfalls hier gefundenes römisches Bildwerk erhalten, welches der Finder an die Außenwand seines Hauses einmauern ließ. [2] Das Bild stellt in Hautrelief die beflügelte Victoria vor, welche mit der linken Hand eine Tafel auf einen Altar hält, während sie mit der rechten auf die Tafel schreibt. Nur einige hundert Schritte von dieser Stelle, auf der andern Seite des Goldbachs, soll der längst abgegangene Ort Aldingen (Altingen) gestanden seyn, wo man auch wirklich in namhafter Ausdehnung Mauerreste findet, deren Zug sich zum Theil noch auf der Oberfläche zu erkennen gibt; an dem Chausseegraben ist sogar eine Strecke Mauer noch sichtbar. Auf dieser Stelle trifft man viele Backsteine, Bruchstücke von römischen Ziegeln, Heizröhren (tubuli) u. s. w.; von letztern wurden früher viele ganz erhalten ausgegraben. Wir hätten also hier einen nicht unbedeutenden römischen Wohnplatz, dessen Wichtigkeit die römischen Straßen, welche zu dieser Stelle hinziehen und von ihr ausgehen, noch mehr begründen (s. unten). Etwa 1/4 Stunde nördlich von dieser


  1. Die Statuette von Jupiter und die broncene Speerspitze sind dem K. Antiquarium zu Stuttgart einverleibt worden, die übrigen Gegenstände befinden sich noch in der Privatsammlung des Verfassers.
  2. Das Haus gehört gegenwärtig dem Messerschmied Seeger in Sindelfingen.
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Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 91. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen091.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)