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1. Böblingen. 105


1/4pfündig eingesetzter Karpfe zu 2 bis 3, zuweilen sogar zu 4 Pfd. an und der ganze Fang aus den beiden Seen wird im Durchschnitt zu 80 bis 100 Centner angegeben. Der obere See, welcher Eigenthum der Stadt ist, wird durchschnittlich für 60 fl. jährlich verpachtet, der untere See gehört dem Staffelmüller. Außer diesem Nutzen und den Vortheilen, welche die Seen bei Feuersgefahren leisten, liefern sie durch den Schlamm, der von Zeit zu Zeit aus ihnen gewonnen wird, ein vortreffliches, besonders auf Wiesen und Baumgüter taugliches Düngungsmittel. Etwa 1/4 St. südöstlich der Stadt liegt der 11/2 Morgen große, künstlich angelegte Ganssee.

Auf der Markung wird 1/8 Stunde östlich der Stadt Keupergyps (der sonst nirgends in dem Bezirk vorkommt) gebrochen und zu Gypserarbeiten und als Dünger benützt. Gute feinkörnige Keuperwerksteine gewinnt man auf dem Käppele und am Fuß der Diezenhalde. Auf der Kühstelle, auf dem Galgenbuckel und im Steinenbank, sind im weißen, grobkörnigen Keupersandstein Brüche angelegt, die Eigenthum der Gemeinde sind. Töpfererdegruben, ebenfalls der Gemeinde gehörig, befinden sich am Schönaicher First und in den Leimengruben. Torf lagert in der Thalebene westlich der Stadt; er wird seit 1822 im Distrikt Hulb abgebaut, wo er durchschnittlich 8–10′ mächtig ansteht und jährlich gegen eine Million, zuweilen noch mehr, Wasen liefert, von denen das Hundert zu 1 fl. 30 kr. abgegeben wird. Dieser Torfstich, welcher sehr guten, mit ziemlich vielen Holztheilen gemengten Torf liefert, ist Eigenthum des Laboranten Bonz und des Stadtraths Schöck.

Vermöge der freien Lage und der nahen weit gedehnten Waldungen, besonders aber wegen des freien Zutritts des frischen Schwarzwaldwindes, ist die Luft sehr rein und gesund, jedoch etwas rauh; die Sommernächte sind daher häufig kühl und zuweilen schaden Frühlingsfröste den feineren Gewächsen. Die Ernte tritt um 14 Tage später als in Stuttgart und um 8 Tage später als in Schönaich ein. Hagelschlag kommt im Durchschnitt alle 10 Jahre einmal vor.

Die Stadt Böblingen zählte nach der neuesten Bevölkerungsliste auf den 3. December 1848 3681 Ortsangehörige und zwar 1775 männliche, 1906 weibliche. Am 3. December 1846 war die Zahl derselben 3658 (1771 männliche, 1887 weibliche), welche, mit Ausnahme von 9 Katholiken und 7 Juden, sämmtlich der evangelisch-lutherischen Kirche angehörten. Zu derselben Zeit waren ortsabwesend 261; Fremde anwesend 218; die ortsanwesende Bevölkerung belief sich also damals auf 3615 (1747 männliche, 1868 weibliche).


Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen105.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)