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110 Ortsbeschreibung.


aufgestellten Forstmannes gut bewirthschaftet und bestehen größtentheils aus Laubhölzern, unter denen mehrere Buchenhochwaldbestände sich besonders auszeichnen. Viele, früher durch starke Wildfuhr und nachlässige Bewirthschaftung heruntergekommene Waldflächen wurden mit Forchen angesät, die ein treffliches Fortkommen zeigen, andere ließ man, namentlich in neuerer Zeit, mit Fichten auspflanzen. Der jährliche Ertrag der Waldungen wird zu 800 Klaftern und 70–75,000 Stück Wellen angegeben. Das Eckerigrecht wurde von der Gemeinde dem Staate abgekauft.

Pferdezucht wird nicht betrieben, dagegen kommt die Rindviehzucht täglich mehr empor und wird sich in der Folge noch mehr heben. Eine gute Landrace mit Simmenthaler Kreuzung, welche sich durch 6 von der Gemeinde gehaltenen Farren erhält und veredelt, wird gezüchtet. Bierbrauer Dinkelacker ist wegen seines ausgezeichneten Viehstandes besonders zu rühmen. Die Schweinezucht ist mittelmäßig und beschränkt sich auf 5 Eber und 20 Mutterschweine; Ziegen werden 45 Stück gehalten.

Einen Hauptnahrungszweig bilden die Gewerbe, von denen besonders zu nennen sind: die chemische Fabrik, welche von Bonz und Sohn wissenschaftlich, den Zeitforderungen entsprechend geleitet wird; sie liefert in nicht unbedeutenden Quantitäten chemische und pharmaceutische Fabrikate für Techniker und Apotheker, Mineral- und andere Säuren, Alcaloiden, Ätherarten, Mercurial- und Metall-Präparate, Chloroform, Kreosot, Extracte, Salze, ätherische Öle u. s. w., welche weithin, namentlich aber in die Schweiz und nach Amerika Absatz finden. Die Wollenweberei wird stark betrieben, und obgleich die Fabriken nicht zu den großen gehören, so befindet sich doch unter ihnen eine (von Christian Felder), mit welcher eine von Wasser- und Dampf-Kraft getriebene Wollenspinnerei in Verbindung steht. Es werden verschiedene Sommer- und Winter-Stoffe in ziemlichen Quantitäten verfertigt, ausgerüstet und meist in das Inland abgesetzt. Viele Einwohner beschäftigen sich mit Baumwollen- und Linnen-Weberei, die von einigen tüchtigen Meistern, namentlich von Christian Pflomm sen., in großem Umfang, fabrikartig mit Maschinen betrieben wird. Eine Wattfabrik von Jacob Reuf besteht und eine Essigfabrik von Kaufmann Riekher. Die Kinderspielwaarenfabrik von Christian Auberlen, deren zierlich und solid gearbeitete Fabrikate überall hin, besonders nach Frankfurt Absatz finden, hat sich als eine der ersten des Landes weithin bekannt gemacht und im Laufe der Zeit viele weitere nach sich gezogen. Die sehr zahlreich vertretene Innung der Möbelschreiner liefert schöne und gute Arbeiten, die größtentheils nach Stuttgart verkauft werden. Hölzerne Maßstäbe werden in großen Quantitäten für alle Baugewerbe des


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Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen110.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)