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114 Ortsbeschreibung.


besteht eine Lesegesellschaft, für musikalische seit 10 Jahren ein wohlgeübter Liederkranz. Eine Privatleihkasse ist seit 1841 vorhanden und im Jahre 1848 wurde eine Bürgerwehr organisirt.

Von wissenschaftlichen Praktikanten finden sich hier (außer dem Oberamtsarzt) ein praktischer Arzt. Als Sitz eines Postamts hat Böblingen täglich zweimal mit Stuttgart, einmal mit Herrenberg, Freudenstadt, Tübingen und einmal mit Calw direkte Eilwagenverbindungen.

Überdieß fahren 2 Omnibuse abwechslungsweise jeden Tag nach Stuttgart; 2 Boten fahren jede Woche dreimal nach Stuttgart, einer einmal nach Calw und einer einmal nach Tübingen.

An angenehmen Umgebungen, Spaziergängen und schönen Aussichtspunkten fehlt es nicht. Von diesen nimmt die 1/4 Stunde östlich der Stadt hochgelegene Waldburg die erste Stelle ein (s. unten). Ferner gewähren die Diezenhalde und die alte Burg freundliche Aussichten, besonders bildet die Stadt mit ihren beiden Seen, von der Diezenhalde aus gesehen, eine sehr malerische Ansicht. Ein schöner Spaziergang ist aus den Schönaicher First, von dem man nicht nur die freundliche Schönaicher Niederung, sondern auch über den Schönbuch hinweg einen großen Theil der Alp übersieht. Will man sich etwas weiter ergehen, so ist der Weg nach dem freundlichen Mauren durch das stille Maurener Thälchen und die üppigen Waldungen äußerst angenehm.

Eine besondere Merkwürdigkeit sind die unterirdischen Pürschgänge, welche Herzog Carl Alexander im Jahre 1737 unter dem damaligen Oberforstmeister zu Böblingen v. Schauroth durch den Baumeister Nicolaus Kraft auf dem sogenannten Plan (1 Stunde östlich von Böblingen) anlegen ließ. Sie sind aus Quadern massiv gewölbt, 7′ hoch, 41/2′ breit und haben vom Eingang an der Planklinge bis zum Ausgang jenseits der Kastenklinge eine Länge von 934 Schritten; ein Seitengang ist 253 Schritte lang. Die Gewölbe, welche zu beiden Seiten Schußscharten hatten, sind nun zum größten Theil eingerissen und eingefallen.

Zugehörungen.

b) Die Rohrmühle, 1/8 Stunde nördlich von der Stadt am Rande eines weiten Wiesengrundes gelegen, gewährt eine freundliche Ansicht. Ihre zwei Gänge nebst einem Gerbgang treibt der Ablauf des untern Sees. Die Mühle ist sehr alt und wird in älteren Urkunden, nach einem in der Nähe längst abgegangenen Orte Ensingen, auch die Ensinger Mühle genannt (s. unten). c) Die Waldburg, 1/4 Stunde östlich von Böblingen. Auf der Anhöhe am Saume des Waldes, wo die alte Stuttgarter


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Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen114.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)