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140 Ortsbeschreibung.


Tübingen. Im Jahr 1522 war das Patronat Dagersheim gleich dem von Darmsheim Gegenstand eines Streits zwischen der eigentlichen Universität auf der einen und dem Probst und Capitel der St. Georgenkirche (welche hienach eine von den Chorherrn-Professoren verschiedene Körperschaft ausmachten) auf der andern Seite; die Entscheidung erfolgte dahin: daß die beiden Pfarreien abwechselnd von dem Probste und von der Universität besetzt werden sollten (Cleß C. 747). Gegenwärtig wechselt bei Dagersheim wie bei Darmsheim die Collatur zwischen der Krone und der Universität, in den Jahren 1811–1819 hatte die erstere solche ausschließlich.

An der Kirche bestand eine Caplanei des St. Fridolin-Altars, welche im Jahr 1429 Güter in Dagersheim von Konrad Sölr von Richtenberg erkaufte; nach dem Jahre 1484 wurde sie von Probst Johann Degen von Tübingen an Georg Last für die St. Blasiencaplanei auf dem Bläsiberg ausgetauscht.

Das Ortswappen hat einen Stern, ein Hufeisen und eine Schlange im Schilde.


6. Darmsheim,

Pfarrdorf mit 968 evangelischen und 4 nach Dätzingen eingepfarrten katholischen Einwohnern. Etwa 11/4 Stunde westlich von Böblingen liegt in dem engen, aber nicht sehr tief eingefurchten Schwippe-Thal, der ziemlich regelmäßig gebaute, mit reinlichen Straßen versehene Ort, durch dessen Mitte die Landstraße von Böblingen nach Calw führt. Der größere Theil des Dorfs hat auf der linken Seite der Schwippe eine gegen Norden sanft geneigte Lage und nur eine Häuserreihe jenseits des Flüßchens liegt eben. Am südöstlichen Ende des Dorfes steht die geräumige helle Pfarrkirche, die nach einer, an der Westseite angebrachten Inschrift im Jahr 1600 erweitert und verbessert wurde, eine weitere bedeutende Veränderung erhielt sie 1804 und ist nunmehr in gutem baulichen Zustande. Durch diese Veränderungen wurde die ehemalige Bauweise beinahe ganz verdrängt, so daß das Gebäude, dem sogar der Chor fehlt, alles architektonischen Schmucks entbehrt. Innen hat die Kirche, außer einem Ölgemälde, Luther in Lebensgröße vorstellend, und einem ziemlich gut geschnitzten Bild des Gekreuzigten, nichts Erwähnenswertes. An der westlichen Giebelseite steht der viereckige Thurm, ein aus drei steinernen Stockwerken bestehendes monströses Bauwesen, auf dem ein einfaches Zeltdach sitzt. Das unterste Stockwerk hat ein Kreuzgewölbe mit spitzbogigem Durchgang, durch den man zum westlichen Portal der Kirche


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Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen140.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)