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7. Dätzingen. 147


späte Sorten. Feines Tafelobst wird nur in dem gräflichen Schloßgarten gezogen. Eine Baumschule, in welcher der Schuljugend die Behandlung der Obstbäume gezeigt wird, ist vorhanden. Die Gemeinde besitzt 319 Morgen mittelmäßig bestockte Laub- und Nadelholz-Bestände, aus denen jährlich 80–100 Klafter und 3200 Stück Wellen geschlagen werden. Es werden Bürgergaben gereicht und zwar beziehen diejenigen, die eine sogenannte ganze Gerechtigkeit besitzen, 1 Klafter und 50–60 Stück Wellen, andere dagegen nur die Hälfte oder 1/4 dieses Quantums. Die sehr gesunde Weide wird mit fremden Schafen beschlagen und trägt gegenwärtig einen jährlichen Pacht von 400 fl. Die Pferdezucht ist unbedeutend, dagegen die Rindviehzucht gut, letztere beschäftigt sich mit gewöhnlicher Landrace, die durch gute, auf Kosten des Staatskammerguts gehaltene Farren sich immer noch bessert. Das Vieh bildet einen besondern Erwerbszweig, indem viel auf benachbarten Märkten abgesetzt wird. Seit die Schafweide in fremden Händen ist, hat die Schafzucht abgenommen. Ziegen werden nur von Unbemittelten gehalten. Die Bienenzucht ist im Abnehmen. Von den Professionisten arbeiten nur die Zimmerleute, welche namentlich für den Mühlenbau gesucht sind, nach Außen. Es befinden sich 3 Schildwirthschaften, 1 Kaufmann und 1 Krämer im Ort. Außer der Staatsstraße, die durch den Ort und in demselben über eine steinerne Brücke führt, gehen noch Vicinalstraßen nach Weil der Stadt und nach Aidlingen. Die finanziellen Verhältnisse der Gemeinde haben sich in letzterer Zeit, namentlich durch die Bemühungen des vormaligen Schultheißen Rühle, vortheilhaft geändert. Die Gemeinde hatte noch im Jahr 1817 3600 fl. Schulden, gegenwärtig aber ein Activcapital von 2700 fl. Diese günstige Veränderung wurde theils durch die Verleihung der Schafweide, welche früher an die Ortsbürger vertheilt war, theils durch den Erlös aus Holz erzielt. Das Vermögen der Stiftungspflege beträgt 400–500 fl.

Der große Zehenten auf der Markung Dätzingen ging zugleich mit der Commenthurei an die Staatsfinanzverwaltung über, wurde aber von dieser im Jahr 1812 nebst dem kleinen-, Heu-, Wein- und lebendigen Zehenten an den Grafen von Dillen verkauft. Neben diesem bezieht der Staat grundherrliche Gefälle aus der Markung.

Die älteste Schreibung des Ortsnamens ist Tatichingen (1075). Datichingen (zwischen 1143 – 1167, Trad. Reichenb. bei Kuen Coll. 2, 65), Tethechingen (1281, Urk. im Stuttgarter Staatsarchiv).

In sehr früher Zeit gehörte die Lehnensoberherrlichkeit in diesem


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Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen147.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)