Seite:OABoeblingen152.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
152 Ortsbeschreibung.


Eine Industrieschule besteht und eine Kleinkinderbewahranstalt ist im Beginnen.

Die im Allgemeinen kräftig gebauten Einwohner sind fleißig, sparsam und halten viel auf Ehrbarkeit. Ein Drittheil derselben, der sich von Feldbau und Viehzucht nährt, befindet sich in vermöglichen Umständen, die übrigen weniger Bemittelten treiben Gewerbe, Victualien- und Holzhandel oder leben vom Taglohnen. Die von mehreren Thälern durchzogene Markung ist ziemlich uneben und hat an den Abhängen einen minder ergiebigen Boden als auf der Höhe und im Thal, wo er sehr fruchtbar ist. In den Thälern und theilweise auf der gegen Norden gelegenen Hochebene ist der Boden schwer, im übrigen Theil der Markung aber mehr leicht. Die Unterlage besteht in geringer Tiefe aus Muschelkalk, der in verwitterten Bruchstücken auf einem großen Theil der Markung in solcher Menge umherliegt, daß diese, um den Anbau des Feldes möglich zu machen, zusammengelesen werden müssen, demungeachtet gedeiht in solchen Böden Dinkel und Hafer recht gut. Die Landwirthschaft wird mit vielem Eifer betrieben und einzelne Landwirthe gehen mit gutem Rath und Beispiel voran. Landwirthschaftliche Neuerungen und Verbesserungen finden wegen der verschiedenen Bodenarten, der unebenen Lage der Felder und besonders wegen des steinigen Untergrundes nicht so leicht Eingang wie in andern Gegenden. Als Besserungsmittel werden außer dem natürlichen Dünger Compost, Gyps, in neuester Zeit die Jauche, angewendet. Im üblichen Dreifeldersystem baut man besonders Dinkel, Hafer, Gerste und ziemlich Einkorn und Roggen. Der durchschnittliche Ertrag wird an Dinkel zu 6–7 Scheffel und an Hafer zu 3–4 Scheffel per Morgen angegeben. In der zu 1/3 angebauten Brache werden hauptsächlich Kartoffeln, Futterkräuter, Linsen, selten Flachs, aber desto mehr Hanf angebaut, welcher im Ort versponnen wird; das aus dem Garn verfertigte Tuch kommt auswärts zum Verkauf. Kraut wurde früher keines gebaut und mußte von Außen bezogen werden, erst nachdem die Gemeinde im Jahr 1818 einen Wald ausstocken ließ, der unter die Bürgerschaft zum Feldbau ausgetheilt wurde, machte der damalige Schultheiß Buz einen Versuch mit Krautbau, dieser gelang und fand Nachahmung, so daß jetzt zum großen Vortheil der Gemeinde sogar Kraut auswärts verkauft wird. Zwei Bierbrauer pflanzen Hopfen, den sie auch selbst verbrauchen. Die Preise der Äcker bewegen sich zwischen 100 und 400 fl. per Morgen. Die Wiesen, welche zum Theil bewässert werden können, sind sehr ergiebig und liefern gutes Futter, das meist im Ort selbst verfüttert wird. Der geringste Preis eines Morgens Wiese ist 250 fl. und der höchste 800 fl. Minder


Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 152. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen152.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)