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8. Deufringen. 153


bedeutend ist die Obstzucht, auf welche das ziemlich rauhe Klima besonders aber der steinige Untergrund nachtheilig einwirken, dessen ungeachtet hebt sie sich in neuester Zeit sichtlich. Es werden nur die gewöhnlichen Mostsorten gezogen, von Steinobst Kirschen, Zwetschgen und Pflaumen; Tafelobst gedeiht nicht. Die jungen Stämme zieht man theils in einer im Ort angelegten Baumschule, theils werden sie in Stuttgart und Hohenheim angekauft. An einem südlichen Abhange gegen die Aid, welcher noch der Weingarten genannt wird, wurde früher Weinbau getrieben, der jedoch wegen seines geringen Erzeugnisses wieder aufgegeben werden mußte. Was die Viehzucht betrifft, so ist die der Pferde von geringem Belang und beschränkt sich nur auf eine dauerhafte Landrace. Nachgezogen werden meist gekaufte 1–2 jährige Fohlen, die man im dritten Jahr zum Pflügen einspannt. Der Verkauf der Pferde geschieht auf benachbarten Pferdemärkten, zuweilen auch an das Militär. Die Rindviehzucht ist ziemlich ausgedehnt, sie beschäftigt sich mit einer starken, meist rothbraunen Landrace, zu deren Erhaltung gute Farren gehalten werden. Außer dem Mastvieh, welches gewöhnlich nach Stuttgart, Calw und Pforzheim abgesetzt wird, ist der Viehhandel unbedeutend. Die Schafzucht ist im Abnehmen; es werden nur Bastarde gehalten, die im Ort selbst Überwinterung finden. Der Abstoß geht gegen die Alp und die Wolle wird an Tuchfabrikanten in der Nähe verkauft. Schweine werden von Händlern aus Bayern aufgekauft, gemästet und in nahe gelegenen Städten wieder abgesetzt. Da aber der Aufkauf der auswärtigen Schweine theuer zu stehen kommt, so hat in neuerer Zeit die eigentliche Schweinezucht mehr Eingang gefunden. Geflügel wird ziemlich viel gezogen und zum Verkauf gebracht. Von den Gewerben sind hauptsächlich die schon oben angeführten Mühlen zu nennen, die das ganze Jahr hindurch viel zu thun haben. Die übrigen Gewerbe dienen meist nur dem örtlichen Bedürfniß mit Ausnahme der Nagelschmiede, die mit gutem Erfolg theils auf Bestellung, theils auf den Handel arbeiten; auch einige Schreiner verkaufen ihre Arbeiten theilweise nach Außen. Die Weberei wird stark betrieben, jedoch nur für den Ort selbst; 1 Barchetweber arbeitet auf Bestellung. Früher war die gegenwärtig ganz abgegangene Zeugmacherei sehr im Flor. Im Ort befinden sich 2 Schildwirthschaften, 2 Bierbrauereien und 1 Handlung. Außer den schon oben angegebenen Gegenständen kommen noch Früchte und Holz in Handel, letzteres wird in den nahe gelegenen Kronwaldungen aufgekauft und nach Außen wieder abgesetzt. Vicinalstraßen gehen nach Aidlingen, nach Dachtel und über Gechingen nach Calw.


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Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 153. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen153.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)