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156 Ortsbeschreibung.


meist aus Holz mit steinernem Unterstock aufgeführte Gebäude sind beinahe alle durch Anbaue entstellt und machen keinen angenehmen Eindruck. Gutes Trinkwasser, das übrigens nur aus Pump- und Ziehbrunnen gewonnen wird, ist hinreichend vorhanden. Ein solcher, 60–70 Fuß tief, ist nach langer Verschüttung erst im Jahr 1817 wieder aufgefunden worden und wird seither als der einzige im obern Dorf fortwährend benützt. Die an der westlichen Dorfseite vorbei fließende Schwippe treibt am östlichen Ende des Orts in der Fleckenmühle 2 Mahlgänge und 1 Gerbgang, die übrigens zuweilen wegen Mangel an Wasser stille stehen. Da sich das Thal gerade gegen Nordwesten öffnet und den vom Schwarzwald herwehenden rauhen Winden freien Zutritt gestattet, so ist die Luft etwas feucht und kalt, dessen ungeachtet wurde früher an einem südlichen Abhange, der Weingarten genannt, ein Versuch zum Weinbau gewagt, den aber die häufig vorkommenden Frühlingsfröste wieder vereitelten. Hagelschlag kommt selten vor.

Die beinahe in der Mitte des Dorfs gelegene Pfarrkirche hat in ihrer Bauart nichts bemerkenswerthes, da sie in den Jahren 1642–1649, demnach in einer Zeit erbaut wurde, wo bittere Noth der Kunst gebot (s. unten). Das Innere ist nicht besonders hell und für die gegenwärtige Gemeinde etwas zu klein; das württembergische Wappen und das von Döffingen (im rothen Schild zwei gekreuzte goldene Hacken) mit der Jahreszahl 1687 zieren den Längebalken der flachgetäfelten Decke. Auf demselben Balken steht auch, daß die Kirche 1687 renovirt worden sey, also schon 38 Jahre nach der Erbauung, was deutlich zeigt, wie mangelhaft der Bau ausgeführt wurde. Am östlichen Ende des Langhauses steht der viereckige massive Thurm, dessen Gewölbe im untern Stockwerk die Stelle des Chors vertritt. Er ist offenbar älter als die gegenwärtige Kirche, und die im Döffinger Taufbuch enthaltene Bemerkung, daß der Thurm erst 1661 vollendet worden sey, scheint sich bloß auf die an demselben vorgenommenen Veränderungen und auf die Wiederherstellung des bei dem stattgefundenen Brande zu Grunde gegangenen Einbaues und des Daches zu beziehen, da sich nicht wohl annehmen läßt, daß man zu einer Zeit in der die Gemeinde nicht Mittel genug hatte, eine ordentliche Kirche zu bauen, einen derartigen massiven Thurmbau unternommen hätte. Überdieß hat der Thurm ganz die Construction der älteren Thürme, so daß man ihn ohne Bedenken, wenigstens die untern Stockwerke desselben, als ein Überbleibsel der früheren Kirche betrachten darf. Auf dem Thurme hängen 2 Glocken, die größere mit der Umschrift: »in te domine speravi non confundar in aeternum anno dom. 1657;« auf der kleineren steht »anno dom. 1657.« Der um die


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Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen156.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)