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9. Döffingen. 157


Kirche gelegene befestigte Begräbnißplatz, welcher in der bekannten Schlacht bei Döffingen eine so bedeutende Rolle spielte, wurde 1837 aufgegeben und ein neuer am östlichen Ende des Orts angelegt. Von den alten Mauern dieses Kirchhofs ist noch ein bedeutender Theil vorhanden; sie sind ziemlich dick und zeigen noch an manchen Stellen Reste des ehemaligen Umganges. Das Eigenthum und die Unterhaltung der Kirche hat die Stiftungspflege. Das 130 Schritte von der Kirche südlich gelegene Pfarrhaus ist ein altes, schon 1659/60 erbautes Gebäude, welches durch mehrfache An- und Nebenbaue eine seltsame Physiognomie erhielt, übrigens doch in ordentlichem Zustande sich befindet. Die Unterhaltung desselben steht dem Staate zu. Nur durch einen schmalen Fußpfad ist das 1821 neu erbaute Schulhaus mit Lehrerwohnung von der westlichen Kirchhofmauer getrennt. An der Schule unterrichten 1 Lehrer und 1 Lehrgehilfe. Zur Anschaffung von Schulbüchern sind 2 Stiftungen vorhanden, und zwar 80 fl. von dem ehemaligen Schultheißen König und 30 fl. von dem verstorbenen Salzfaktor Rück zu Vaihingen. Seit etwa 10 Jahren besteht eine Strick- und Nähschule, welche hauptsächlich durch Beiträge des Centralwohlthätigkeitsvereins ins Leben gerufen wurde. Das alte an der Hauptstraße gelegene Rathhaus wurde 1840 reparirt und befindet sich nun in ordentlichem Zustande. Ein Gemeindebackhaus besteht seit 1843 und ein öffentliches Waschhaus schon von lange her.

Die Einwohner sind im Allgemeinen gesund und keinen besondern Krankheiten unterworfen. Kinder sterben sehr häufig an Gichtern, Erwachsene an Schleimfiebern und Brustaffectionen. In den Jahren 1834 und 1839/40 grassirte das Nervenfieber und im Frühjahr 1849 trat eine Pockenepidemie auf. Der Charakter der Einwohner ist gutartig; die Nachtheile städtischer Halbkultur haben bei ihnen noch weniger Eingang gefunden, als in einigen andern Orten des Bezirks. Wenig befriedigend sind ihre Vermögensumstände, was theils von der unverhältnißmäßigen Zunahme der Bevölkerung (welche sich vom Jahr 1761 bis zum Jahr 1848 von 423 Seelen auf 1162 vermehrte), theils von einer lang dauernden schlechten Ortsverwaltung herrührt; übrigens hebt sich in neuerer Zeit durch Fleiß der Wohlstand Einzelner, so gut als es unter den gegenwärtigen Verhältnissen seyn kann. Die Hauptnahrungsquellen bestehen in Feldbau, Viehzucht und Weberei. Die Markung wird von den Thälern der Schwippe und der Würm, welche 1/8 Stunde nordwestlich vom Ort zusammentreffen, und von einem von Nordosten herziehenden Trockenthale durchschnitten, daher die Feldgüter auf der Höhe und in den Thalsolen eine ziemlich ebene, an den Abhängen aber eine stark geneigte Lage haben. Der Boden besteht


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Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen157.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)