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180 Ortsbeschreibung.


Von Gewerben sind besonders 4 Fabriken zu nennen, in welchen leinene und baumwollene, sogenannte Herrenhuter Bänder gefertigt werden, sie beschäftigen etwa 60–70 Personen, meist weiblichen Geschlechts, was für die Gemeinde von großem Nutzen ist, da sich nicht selten ein Mädchen 100–140 fl. jährlich verdienen kann. Der Absatz der gefertigten Waaren geht in das In- und Ausland. Eine Möbelzeugfabrik mit sogenannten Jacquardmaschinenstühlen, die 12–16 Ortsangehörige beschäftigt, wird mit gutem Erfolg betrieben. Am nördlichen Ende des Dorfs steht eine Ziegelhütte, die nicht nur für den Ort, sondern auch für die Umgegend arbeitet. Außer diesen sind die gewöhnlichen Gewerbe, besonders die Weberei durch tüchtige Handwerker vertreten; die Weber, deren es etwa 150 sind, arbeiten in Zeuglen, Hosenzeugen etc. für auswärtige Fabrikanten. Übrigens stehen in Folge der allgemeinen Gewerbestockung gegenwärtig viele Stühle leer und manchem emsigen Meister fehlt Arbeit und Verdienst. Im Ort befinden sich zwei Schildwirthschaften, 2 Kaufleute und 2 Krämer. Die frequente Vicinalstraße von Böblingen nach Tübingen führt der Länge nach durch den Ort, von ihr geht beim Schaichhof eine Vicinalstraße ab, die über Weil im Schönbuch nach Waldenbuch führt. Eine weitere Vicinalstraße geht von Holzgerlingen nach Altdorf und Hildrizhausen.

Den großen Zehenten bezieht größtentheils der Staat, welcher ihn von der Bebenhauser Pflege, Weil im Schönbuch, von der geistlichen Verwaltung Böblingen und von der Tübingenschen Pflege Sindelfingen übernommen hat. Von einem kleinen Distrikt muß er mit der Pfarrei Altdorf, welcher zugleich von einem andern Distrikt der große Zehente allein zusteht, getheilt werden; einige wenige Äcker sind zehentfrei. Die jährlichen Grundgefälle an Geld, welche die Stiftungspflegen Dagersheim, Altdorf, Ehningen, Weil im Schönbuch, Breitenstein, Böblingen, Schönaich, Holzgerlingen, sowie die Pfarrei Altdorf und der Besitzer der Burg Kalteneck, im Ort zu beziehen hatten, wurden 1819/20 im 20fachen Capitalwerth abgelöst, in neuerer Zeit werden nur noch Fruchtgefälle von den Stiftungspflegen Böblingen, Holzgerlingen, Weil im Schönbuch und der Gemeindepflege Holzgerlingen bezogen.

Das Gemeindevermögen besteht gegenwärtig außer den namhaften Einnahmen aus Wald und Weide in 6000 fl. Capital; das Vermögen der Stiftungspflege beträgt 3000 fl. An Stiftungen sind zur Anschaffung für Brod und Schulbücher etwa 400 fl. vorhanden. Im Aichthale westlich vom Ort liegen: b) die obere Mühle, c) die mittlere Mühle, d) die untere Mühle, die politisch und kirchlich nach Holzgerlingen


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Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 180. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen180.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)