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15. Schönaich. 207


noch die Weberei treibt. Das im Ort gesponnene Garn wird gewoben und das Tuch in Handel gebracht. Sehr ausgebreitet ist die Handspinnerei, die nicht nur von dem weiblichen Geschlecht, sondern auch von den Männern getrieben wird; früher beschäftigten sich sogar die ledigen Bursche damit. Die Männer stricken auch Strümpfe und verfertigen Säcke. Einige Bürger kaufen Holz in den nahe gelegenen Waldungen und bringen es nach Stuttgart zum Verkauf. Im Orte befinden sich 6 Schildwirthschaften, eine Brauerei, 1 Kaufmann und 3 Krämer. Eine Vicinalstraße von Böblingen nach Waldenbuch führt durch den Ort und bringt denselben nicht nur mit diesen Städten, sondern auch mit der Stuttgart–Freudenstadter und der Stuttgart–Tübinger Landstraße in Verbindung. Zu bedauern ist, daß man auf dem Wege nach Böblingen an dem Schönaicher First eine zu steile Steige zu passiren hat, welche dem Verkehr, besonders mit schwerem Fuhrwerk hemmend entgegen tritt. Ferner ist in neuester Zeit eine Vicinalstraße nach Weil im Schönbuch angelegt worden.

Das Vermögen der Gemeinde besteht in den schon angegebenen Einnahmen aus Wald und Weide, das der Stiftungspflege in 4837 fl. Capitalien. Schulstiftungen sind zwei vorhanden; eine von 30 fl., die andere von 20 fl., deren Zinse zu Anschaffung von Schulbüchern für arme Kinder und zu Schulprämien verwendet werden.

Der große Zehente gehört dem Staat, früher theils der geistlichen Verwaltung theils der Kellerei Böblingen. An dem Bezirk der geistlichen Verwaltung stand auch der Universität ein Antheil zu. Der kleine Zehente war auf den Gütern, welche der geistlichen Verwaltung Sindelfingen großzehentbar waren, der Pfarrei als Besoldung überlassen worden und kam erst durch Verwandlung des Pfarreieinkommens an den Staat, während er auf denjenigen Gütern, welche den großen Zehenten zur Kellerei Böblingen zu entrichten hatten, dem Staat schon früher zustand. Neben dem Staat und der Ortsgemeindepflege haben verschiedene benachbarte Stiftungspflegen grundherrliche Gefälle von hiesiger Markung zu beziehen.

Am Schönaicher First gewinnt man aus Liaskalksteinbrüchen gutes Straßenmaterial und an mehreren tiefer gelegenen Stellen der Markung sind im grobkörnigen Keupersandstein Brüche angelegt, die gute Bausteine liefern.

Als Merkwürdigkeit ist anzuführen, daß man nach der Aussage der ältesten Leute von dem Schönaicher First aus früher nur die Spitze des Thurms im Weil im Schönbuch gesehen hat, während gegenwärtig nicht nur der ganze Thurm, sondern auch noch ein Theil des Dorfs sichtbar ist.


Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 207. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen207.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)