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18. Weil im Schönbuch. 233


von Böblingen nach Waldenbuch bei der Ober-Rauhmühle, und eine Strecke der von Böblingen nach Tübingen führenden im Gemeindewald Auchtert zu unterhalten. Steinerne Brücken führen bei der Todtenbachmühle über den Todtenbach und bei der Obern Rauhmühle über den Sulzbach.

Grundherr ist der Staat, der auch den großen und kleinen Zehenten, welcher früher dem Kloster Bebenhausen zustand, bezieht. Der kleine Zehente war bis 1798 der Pfarrei überlassen, den Heuzehenten erhebt gleichfalls der Staat. Neben ihm beziehen auch noch einige benachbarte Stiftungspflegen grundherrliche Gefalle aus hiesiger Markung.

Zur Pfarrei gehören außer dem Mutterort noch die Filiale Breitenstein und Neuweiler, ferner die Eselsmühle, die Sauteichmühle, die Todtenbachmühle und die Ziegelhütte.

Nach den in der Sacristei aufgeführten Pfarrern war Udalericus Vogel der erste evangelische Pfarrer von 1553–56. Binder führt vor diesem einen Vitus Engel an, der von 15..–1533 Pfarrer hier und zugleich Superintendent der Oberämter Tübingen und Bebenhausen war.

Nach den Spuren, die sich aus der frühesten Zeit in der nächsten Umgebung von Weil noch erhalten haben, ist hinlänglich festgestellt, daß diese Gegend von den Römern bevölkert war, dafür zeugen insbesondere die Überreste eines römischen Wohnplatzes bei der Todtenbachmühle und eine römische Heerstraße, welche auf dem Bergrücken nördlich dieses Punktes in der Richtung von Altdorf gegen Waldenbuch zog (s. den allgemeinen Theil). Auch bei dem sogenannten „Kalkofen,“ westlich von Weil im Schönbuch, scheinen Spuren der Römer vorhanden zu seyn, die indessen noch nicht verbürgt werden können. In der Nähe des Orts wurden schon römische Münzen aufgefunden. Ferner finden sich in der Nähe von Weil mehrere alte Grabhügel, die entweder aus der römisch-celtischen Periode, oder was wahrscheinlicher ist, aus der früh alemannischen Periode herstammen und ebenfalls Beweise für die frühe Besitznahme dieser Gegend liefern (s. den allg. Theil).

Weil im Schönbuch wurde ehemals zur Unterscheidung von gleichnamigen Orten auch als Wile prope Holzgerringen (z. B. in einer Bebenhauser Urkunde vom 25. Sept. 1262) bezeichnet.

Der Ort gehörte den Pfalzgrafen von Tübingen; im Jahr 1188 hatte solchen Pfalzgraf Rudolf mit einem Bruder gemeinschaftlich. Im Begriff, das Kloster Bebenhausen zu stiften, nahm er mit seinem Bruder eine Theilung des hiesigen Besitzes vor, und gab seine Hälfte an dieses Kloster; die Kirche von Weil kam damals ganz an den Bruder (Neugart Cod. dipl. Al. 2, 114).


Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 233. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen233.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)