Seite:OAEßlingen 182.png

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Die ökonomischen Umstände der im Ganzen arbeitsamen und haushälterischen Einwohner haben sich gehoben und gehören zu den besseren der Gegend, nachdem sie früher, hauptsächlich in Folge schwerer Grundlasten, ziemlich niedrig gestanden hatten. Zu der schon seit längerer Zeit vollzogenen Ablösung der Theilgebühren und Gülten auf der ganzen Markung hat die Verwaltung des Hospitals in Eßlingen, der hier Grundherr war, hülfreiche Hand geboten.

Die Commun besitzt einen Laubwald von 2337/8 M. und reicht daraus einige bürgerliche Nutzungen. Der Feldbau, die Hauptnahrungsquelle der Einwohner, ist gut bestellt, was man zum Theil dem Vorgang und der Fürsorge des Ortsvorstehers Brodwolf verdankt. Die Güter liegen zum größeren Theil auf der Höhe, zum Theil am Abhang und im Thal; sie sind mit geringen Ausnahmen fruchtbar. Vorschlagend ist der Lehmboden. Die Culturarten sind die in der ganzen Gegend gewöhnlichen. Man rechnet auf einen Morgen 1 Schffl. Dinkel Aussaat und 6 Schffl. Ertrag; Gerste beziehungsweise 1/2 und 31/2; Haber 1/2 und 5 Schffl. Ackerpreise 175, 300, 450 fl. Die Wiesen sind gut und gesucht; die Preise steigen von 200 bis 1000 fl. Die Obstzucht ist sehr im Zunehmen, beschränkt sich aber meistens nur auf Mostsorten; ausgeführt wird wenig Obst. Einen Morgen der besseren Baumgüter bezahlt man mit 1200 fl. Ein Weinberg in der Nähe des Orts ist in andere Güter verwandelt worden; etliche 20 Morgen, deren Eigenthümer hiesige Bürger sind, liegen auf Plochinger Markung. Der Zustand der Rindviehzucht ist mittelgut; ihre Ausdehnung steht so ziemlich im Verhältniß zu dem Ackerbau und dem Futterertrag; der unbedeutende Verkauf geht nur in die nächste Umgegend. Der Gewerbsfleiß ist unerheblich und dient nur dem örtlichen Bedürfniß. Von minder gewöhnlichen Gewerben führt die Liste vom J. 1835 zwei Großuhrmacher und einen Zirkelschmied auf. Schildwirthschaft ist eine, auch eine Bierbrauerei vorhanden.

Universal-Zehentherr ist die Stiftungspflege Eßlingen, welche jährlich 84 fl. 30 kr. in Geld und 320 Schffl. nach R. als Pachtlocar erhebt. Durch den Vertrag vom 12. Juni 1823 trat der Staat für jährlich 1099 fl. 33 kr. Frucht- und Gültgefälle an die Stiftungspflege ab, welche nunmehr abgelöst sind.

Auf dem dem Widdumhofbesitzer zustehenden Heu- und Öhmdzehenten lastet die Faselviehhaltung. Weitere Gefälle haben nach der Reallasten-Aufnahme zu beziehen: die v. Palmsche Gutsherrschaft in Steinbach, die Stiftungspflege, die Pfarrei und die Gemeindepflege Deizisau.

Die ersten Besitzer von Deizisau (Titzinsowe, Ditzisowe,

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Eßlingen. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAE%C3%9Flingen_182.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)