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Christoph Friedrich von Stälin: Beschreibung des Oberamts Geislingen

und Pfister Denkwürdigkeiten der Württemb. und Schwäb. Reformationsgesch. Hft. 2. S. 117. vrgl. S. 198. 205 und Weyermann Neue Nachrichten. Ulm 1829 unter: Beck, Oßwald). Von nun an wurde die lutherische Lehre eingeführt und die Bilderabschaffung durch den Vogt von Geislingen und durch Ambrosius Blarer betrieben. – Aus der spätern Geschichte des Protestantismus in den ulmischen Gegenden ist die Schwärmerei der Pietisten im Anfang des 18ten Jahrhunderts zu erwähnen. Im Jahre 1712 gelang es jedoch den Bemühungen des Joh. Frick und Dav. Algöwers, solche in Geislingen, Gingen, Großsüßen, Schalkstetten ziemlich auszurotten. (Vrgl. Weyermann a. a. O. S. 581.)

Übrigens auch in der Herrschaft Wiesensteig hatte die Reformation, wenn gleich ohne dauernden Erfolg, in den Jahren 1555–1567 Fuß gefaßt. Schon um das Jahr 1534 hatte Schwenkfeld, welcher sich oft in Ulm aufhielt und namentlich auch unter dem schwäbischen Adel viele Anhänger bekam, mit dem Grafen Ulrich von Helfenstein († 1548) mehrere Zusammenkünfte. Nach dessen Tode, auf den im Jahre 1555 erfolgten augsburgischen Religionsfrieden entschlossen sich Ulrichs Söhne, Sebastian und Ulrich, welche ihrem Vater im ungetheilten Besitze der Herrschaft folgten, die Reformation in ihrer Herrschaft öffentlich vorzunehmen. Graf Sebastian sprach deshalb Herzog Christoph von Württemberg um Beihülfe an. Ein Diakonus von Blaubeuren wurde deshalb nach Wiesensteig geschickt, nachher Joh. Othmar Mayländer, Pfarrer zu Urach, später Valentin Vannius (Wanner), Pfarrer von Cannstatt. Dr. Jac. Andreä, Superintendent in Göppingen, wirkte bei. Dieser hielt seine erste Predigt im Schloßhofe unter freiem Himmel. Wenig Freude an der Kirchen-Verbesserung hatte Graf Ulrichs Gemahlin, Katharina, eine geborene Gräfin von Montfort. Um sie zu ärgern, befahl ihr der Gemahl, dem Andreä, welchen er zur Tafel zog, die Hand zu bieten. Im Jahre 1556 stellten die Grafen selbst 3 Geistliche auf, welche sie in Ermanglung eines Kirchengutes von ihren eigenen Einkünften besoldeten.

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Christoph Friedrich von Stälin: Beschreibung des Oberamts Geislingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGeislingen_112.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)