Seite:OAGeislingen 116.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Christoph Friedrich von Stälin: Beschreibung des Oberamts Geislingen

300 Reiter und vieles Geschütz. Nach 6tägiger Gegenwehr ergab sich den 10. August, auf Gnade und Ungnade, die Besatzung der Feste, an ihrer Spitze Wilhelm von Callenbach, der an die Stelle des im Duell im Wirthshaus zur Krone in Geislingen erschossenen Hornung getreten war, und Balthas Reißenstein, der Anführer der Reiterei. Die Besatzung hatte seit dem April 100 Mann, die Belagerer aber 300 verloren. Die Besatzung ließ man mit weißen Stäben abziehen und bis an die württembergische Grenze begleiten; nur der Commandant behielt seinen Degen, die Festungswerke und die ganze Burg wurden vom 19. September an abgetragen und die Steine zu Gebäuden in der Nähe und in Ulm selbst verwendet. (Nachricht Seb. Fischers, eines gleichzeitigen Chronikschreibers; vergl. auch Veesenmeyer, Versuch einer Geschichte des Schlosses Helfenstein. Ulm, 1796. 4°. und besonders den Aufsatz Prälat Schmid’s in Pahl’s Herda. 1813. Kerler Gr. v. Helfenstein. S. 157–176).

Auch die Drangsale des 30jährigen Krieges drückten aufs heftigste unsern Bezirk. Damals hatte der schwedische Obrist Christoph Gottfried Egg im Jahr 1633 die Herrschaft Wiesensteig gegen 30.000 Reichsthaler pfandweise eingeräumt erhalten. In eine besonders traurige Lage wurde aber, wie bekannt, ganz Schwaben nach der Nördlinger Schlacht im Jahr 1634 versetzt; als in Folge derselben die Kaiserlichen hereinbrachen, wurden allein in Geislingen über 300 Personen beschädigt, viele ermordet, Frauen und Jungfrauen geschändet, der damalige Pfarrer in Geislingen, Joh. Leo Roth, von den kaiserlichen Soldaten auf eine schreckliche Weise niedergesäbelt. (vergl. den Bericht eines Augenzeugen, Peter Huber, Diakonus in Geislingen, bei Weyermann 2, 193.) Dagegen wurde Wiesensteig ganz am Ende des Krieges, im Jahr 1648 Anfangs Mai, von den Schweden wegen nicht geleisteter Kontribution in Brand gesteckt. (vergl. Wiesensteig.)

Gegen den Schluß des 17. Jahrhunderts, im Jahr 1688 hatte der ganze Oberamtsbezirk, namentlich auch Stift

Empfohlene Zitierweise:
Christoph Friedrich von Stälin: Beschreibung des Oberamts Geislingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGeislingen_116.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)