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– welche im Orte selbst die südlich von Drackenstein herfließende Gos (auch genannt Frauenbach) aufnimmt – 31/2 Stunden südwestlich von der Oberamtsstadt zwischen schroffen Alphöhen gelegen, deren Spitzen der Leimberg (nördlich vom Ort) und der Aimer (südöstlich) genannt werden. Dekanat Eybach, Kameralamt Wiesensteig, Forstamt Kirchheim.

Den großen Zehnten, welcher gegenwärtig an die Pflichtigen mehrjährig verpachtet ist, bezieht der Staat, den kleinen die Ortspfarrei; Gülten beziehen der Staat, die Pfarrei und die Ortsstiftung.

Der Ort hat 159 Gebäude. Die Einwohner sind nicht wohlhabend; sie nähren sich vom Feldbau, welcher an und auf den Bergen oft unergiebig ist, von der Viehzucht, theils als Maurer und Spindeldreher. Letztere verfertigen etwa 100.000 Stücke. Der von der Fils abgeleitete Mühlkanal treibt hier ein Paar Wasserwerke.

Die Markung befaßt 2735 Morgen und gemeinschaftlich mit Drackenstein 1751 Morgen, deren größerer Theil auf der Alp und an den Bergen gelegen und rauh ist. Die Gemeinde hat nach Abzug der Schulden noch 800 fl. Aktiva, und besitzt 763 Morgen Waldung und eine nicht unbeträchtliche Schaafweide.

Die Stiftungspflege hat 9000 fl. Kapitalien. Die Baulast des Pfarrhauses hat die Herrschaft.

Gosbach war ehemals ein Filial von Drackenstein. Ums Jahr 1474 verwendete sich Graf Ludwig von Helfenstein († 1492) bei dem Bischof von Constanz, daß gen Gosbach ein eigener Priester verordnet werden soll, gerieth aber darüber in Streit mit dem Abt und Konvent in Ursperg, den Patronen von Drackenstein. Um die Einsprachen unbekümmert verbot Graf Ludwig der ältere, wie Gabelkhover erzählt, seinen Leuten von Gosbach hinauf gen Drackenstein in die Kirche zu gehen und demselbigen Pfarrer die Zehnten zu reichen, ließ auch den großen Zehnten, wo nicht gar, so doch zum Theil selbst einsammeln und heimführen.

Empfohlene Zitierweise:
Christoph Friedrich von Stälin: Beschreibung des Oberamts Geislingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 201. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGeislingen_201.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)