Seite:OAGeislingen 204.png

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2 Stunden nordwestlich entfernt. Das Dorf gehört in das Dekanat Geislingen, Forstamt Kirchheim, Revier Heiningen. Hier scheiden sich die 2 Hauptstraßen nach Ulm und Heidenheim.

Das Thal der von Pappeln und Erlen umgebenen Fils, welches bis Gingen ziemlich enge und von steilen, theilweise kahlen Bergen eingefaßt ist, erweitert sich von jetzt an immermehr, indem die bis dahin von S. nach N. laufende Gebirgskette auf der einen Seite, gegen W. plötzlich abfällt, auf der andern gegen N. O. theils sanft und allmählig sich abdacht, theils mehr in einzelnen Höhepunkten ausläuft, wie Hohenstaufen, Staufeneck, Ramsberg, Scharfenschloß, welche zum Theil mit Schlössern gekrönt die ganze Umgegend beherrschen. Die herrliche, milde Gegend kann sich mit den schönsten des Landes messen.

Den großen Zehnten bezieht der Staat, den kleinen die Pfarrei. Einige wenige Äcker zehnten an die Grafen von Rechberg und Degenfeld.

Der Ort ist ziemlich regelmäßig und weitläufig gebaut, und hat ein reinliches und freundliches Ansehen; er hat 264 Hauptgebäude.

Die Einwohner sind fleißig und sparsam und großentheils wohlhabend; ihr Hauptnahrungszweig ist die Landwirthschaft. Die Markung beträgt mit Einrechnung der 955 Morgen Staatswaldung 3475 Morgen meist sehr fruchtbarer Äcker und Wiesen. Außer den Halmfrüchten werden vorzüglicher Hanf und Flachs und für den starken Viehstand eine Menge Futterkräuter gebaut. Als Nebenbeschäftigung ist hier ein nicht unbedeutender Handel mit Obst, Flachs, Leinwand, Heu, Vieh u. s. w. Ferner wird Leineweberei getrieben, auch ist eine Bandfabrik und eine Wollenspinnerei errichtet, deßgleichen eine Käserei, welche jährlich für etwa 5000 fl. Milch verbraucht. Dem Holzmangel suchen die Einwohner durch Bebauung der Flußufer mit schnell wachsenden Holzarten einigermaßen abzuhelfen. Auf dem s. g. Schelmenwasen wurde im vorigen Jahrhundert aus Auftrag

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Christoph Friedrich von Stälin: Beschreibung des Oberamts Geislingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGeislingen_204.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)