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mit Springwerken. Die Gräben und Wälle, welche das Schloß umgaben, wurden beim Abbruch der drei Schloßflügel geebnet.

Von kleineren helfensteinischen Denkmalen ist noch anzuführen die jetzt am Gasthof zum Hirsch eingerahmte, von dem abgebrochenen Theil des Schlosses dorthin versetzte, Glasmalerei mit dem helfenstein-gundelfingischen Wappen und der Inschrift: Rudolph Grav von Helfenstein Baron zu Gundelfingen MDCIIII.

Von den öffentlichen Gebäuden verdienen auch Erwähnung:

Das Rathhaus, ein hohes, zum Theil hölzernes Gebäude mitten in der Stadt, nach dem Brande aufgeführt. In der großen Rathsstube befindet sich eine Tafel, worauf die früheren Hexen-Exekutionen mit namentlicher Angabe der verbrannten Hexen gemalt sind; auch heißt eine andere Stube in demselben noch jetzt die Hexenstube.

Die Stiftsprobstei (jetziges Kameralamts-Gebäude) im Jahre 1681 erbaut.

In der Stadt stund früher ein Nonnenkloster vom Orden des h. Franciscus, welches im Jahre 1808 von Württemberg aufgehoben und 1838 abgebrochen wurde. Die Nonnen befanden sich früher in Geislingen, und da sie von dort aus nur unter Erlegung eines Gulden in die Armenkasse den katholischen Gottesdienst in Eybach besuchen durften, wurde ihnen unter Graf Rudolph von Helfenstein und dem Bischof Sitticus zu Constanz in den Jahren 1580–88 ein Klösterlein zu Wiesensteig erbaut. Der Fundationsbrief dieser erneuerten Stiftung ist ausgestellt von Graf Rudolph im Jahr 1590 (abgedruckt bei Kerler Urk. S. 39). Im Jahre 1648 brannte dieses Kloster mit dem größten Theile der Stadt ab (s. unten), und wurde nachher wieder neu aufgebaut. Sein unbedeutendes reines Einkommen mochte sich auf ungefähr 1000 fl. belaufen, weshalb auch die Zahl der Schwestern nur klein war und sich meist nur auf 10 belief. Die letzten zwei Nonnen zogen, hochbejahrt, im Jahre 1838 in ihr Geburtsland Baiern.

Empfohlene Zitierweise:
Christoph Friedrich von Stälin: Beschreibung des Oberamts Geislingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 271. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGeislingen_271.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)