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Christian Ludwig Fromm: Beschreibung des Oberamts Gerabronn

Sauerkraut, auf das bei Festlichkeiten gekochtes gedörrtes Obst, sonst aber regelmäßig mit Brod gemischte sauere Milch folgt, werden wenig genossen, und im Sommer auch wenig Fleisch, im Herbst und Winter dagegen ist in vielen Häusern kein Mangel an Fleischspeisen und wird mitunter nur zu wenig haushälterisch damit umgegangen. Rinder, Kühe und Schweine werden ins Haus geschlachtet.

Der Charakter des Volkes ist gut. Die Einwohner sind der Mehrzahl nach gutartige, ruhige, friedliebende, haushälterische und arbeitsame Leute. Den Forderungen der Religion wird in Beobachtung der äußeren Gebräuche entsprochen und es findet sich selbst nicht selten wahre Religiosität. Von Frömmelei und Sektengeist ist bis jetzt der Bezirk frei geblieben; eine Erscheinung, die theils der geringern Tiefe des Gemüths und theils wenigerem Forschungstrieb, als dem Schwaben eigen, zuzuschreiben ist.

In Anlagen und Bildung steht das Volk den Bewohnern des übrigen Landes nicht nach. Wenn hinsichtlich der geistigen Gaben dem Schwaben zur Unterscheidung von andern Stämmen mit Recht größere Tiefe zugeschrieben werden mag, so zeichnet dagegen den Franken größere Raschheit in Gedanken, Wort und That aus. Eine lobenswerthe Eigenschaft ist ferner, daß sie nicht proceßsüchtig sind, vielmehr eine wahre Scheu vor gerichtlicher Erledigung ihrer Streitigkeiten haben. Auch kommen, verglichen mit andern Theilen des Landes, wenige Verbrechen und Vergehen vor. Mit den Übertretungen bloßer polizeilicher Verordnungen wird es dagegen nicht besonders genau genommen.

Besonderer Gebräuche und Sitten ist nicht zu gedenken, außer etwa der tiefgewurzelten Gewohnheit, nach der Beerdigung verstorbener Angehöriger in Wirthshäusern sogenannte Leichtränke zu geben, die manchmal in unschickliche Lustbarkeiten ausarten. Nun ist jedoch auch dieser Gewohnheit begegnet. An den Kirchweihen wird, wie anderwärts, lustig gelebt, wobei es einige Tage nicht immer

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Christian Ludwig Fromm: Beschreibung des Oberamts Gerabronn. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGerabronn0037.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)