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Christian Ludwig Fromm: Beschreibung des Oberamts Gerabronn

evang. Einwohner zählend. Beim ersten Vorkommen wurde es Amelugeshagen und Amelungeshagen, seither aber wird es bald Amlos-, bald Ambis-, bald Amelis-, Ameligers-, bald Amlishagen geschrieben, vom Volk Amlishagen ausgesprochen.

Das Pfarrdorf liegt auf derselben Hochebene wie Gerabronn, an der Nachbarschaftsstraße, welche von Gerabronn nach Brettenfeld und weiter nach Rothenburg führt, von ersterem Ort 1/2 Stunde entfernt. Die Ebene senkt sich hier gegen das enge Brettachthal. Das Dorf gewährt mit dem alterthümlichen Schloß und den waldbedeckten, den Vordergrund bildenden, Thalwandungen ein ansprechendes Bild. Der große, kleine und Blut-Zehente steht der Gutsherrschaft, der Neugereutzehente aber dem Staat zu. Gefällberechtigt ist außer dem Rittergutsbesitzer (siehe unten) nur der Staat mit einem für die Eigenmachung der Lehenstheile desselben angesetzten Grundzins von 1521/2 fl. Das Dorf, großentheils erst seit dem dreißigjährigen Krieg durch Ansiedlung entstanden, wozu die Grundherrschaft Baustätten und Feldgüter gegen Lehenslasten abgab, ist in der nach der Feuersbrunst von 1822 entstandenen, dasselbe gerade durchziehenden, Hauptstraße weit und regelmäßig gebaut, während die Nebengassen eng und unrein sind. Von den 72 Haupt- und 34 Neben-Gebäuden verdient neben dem Schloß bloß die noch ziemlich neue, geräumige, helle und im Einbau sehr zweckmäßig eingerichtete, Kirche besonderer Erwähnung. Nachdem solche durch Blitzstrahl entzündet, am 1. August 1760 abgebrannt war, wurde sie nach dem Vorbild der 1733 erbauten Kirche zu Kirchberg neu hergestellt. Sie ist mit dem zugleich erbauten schieferbedeckten Thurm durchaus in wohlerhaltenem Zustand.

Die alte Veste (das Schloßgebäude), erhielt 1684, nachdem sie im dreißigjährigen Krieg bedeutende Beschädigungen erlitten hatte, durch Werner von Wollmershausen diejenige Einrichtung, welche der davon übrig gebliebene Theil heute noch zeigt. Das nunmehrige Schloßgebäude besteht aus eben diesem älteren Theil und aus der auf der Stelle des abgegangenen Theils erbauten Wohnung. Bewohnt ist sie seit 40 Jahren nicht mehr, doch selbst im alten Theil in solchem Stande, daß sie mit geringen Kosten wieder in wohnlichen Zustand versetzt werden könnte. Sie steht südlich vom Dorf auf einem Bergvorsprung, dessen in das Brettachthal abfallende Seiten mit Obstbäumen bepflanzt, theilweise zu Küchengärten eingerichtet sind. Auf der mit dem Dorfe zusammenhängenden Seite ist das Schloß durch eine einzeln stehende, 80′ hohe und 12′ dicke Befestigungsmauer, einen sogenannten Mantel, geschützt, welcher durch eine, im Innern angebrachte, Wendeltreppe bis unter das Dach, wo sich einige kleine Gemächer finden,

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Christian Ludwig Fromm: Beschreibung des Oberamts Gerabronn. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGerabronn0105.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)