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Christian Ludwig Fromm: Beschreibung des Oberamts Gerabronn

Communkostensumlage beträgt 1400 fl. Es sind eine lateinische Schule mit 1 Lehrer, eine deutsche Schule mit 2 Lehrern, eine Industrieschule, eine Kleinkinderbewahr- und Lehr-Anstalt und eine Turnanstalt vorhanden.[1] Erwähnung verdient die Mineralien- und Vögel-Sammlung, die Sammlung von mancherlei interessanten Kunstgegenständen und Alterthümern, die Gewehrsammlung und die Sammlung römischer im Hohenlohe’schen gefundener Alterthümer (der Ausgrabungen Hanselmanns in Oehringen), so wie die, zur öffentlichen Benützung eingeräumte Bibliothek, welche sich sämmtlich im fürstlichen Schlosse finden. Für die Schulanstalten wird bei der hiesigen Stadtalmosenpflege ein Vermögen von ungefähr 4200 fl. verwaltet, und die Industrieschule besitzt ein von der Fürstin Adele, dem letzt verstorbenen Fürsten und der Prinzessin Ferdinande gestiftetes Vermögen von mehr als 800 fl.

Der Begräbnißplatz liegt außerhalb des Orts. Er ist seit einigen Jahren mit Einführung des Reihenbegräbnisses in Quartiere abgesondert und für Kinder und Erwachsene abgetheilt, mit einer offenen Capelle zu Haltung der Grabreden versehen und mittelst breiter Wege, die zu den Seiten durch Zierpflanzen begrenzt sind, in eine freundliche Form gebracht.

Die Stadt hat jährlich 4 Vieh- und Kram-Märkte und 1 Fohlenmarkt. Ihr Wappen besteht aus einem Kirchlein in alterthümlicher Form. Die Pfarrei umfaßt bloß den Ort Kirchberg und war auch nie von größerem Umfang. Sie besteht erst seit ungefähr 1577. Bis dahin war die St. Maria geweihte Kirche Tochterkirche von Lendsiedel, und der bei solcher als Caplan angestellte Geistliche dem Pfarrer von Lendsiedel, der überdieß die wichtigeren gottesdienstlichen Verrichtungen selbst hier besorgen mußte, unterworfen. Vor der Reformation war die Kirche dem Capitel Crailsheim, nachher aber der Superintendur Langenburg, dann von 1650 bis 1810 der in ersterem Jahr in Kirchberg bestellten Superintendur und endlich von 1810 bis 1829 dem Decanatamt Blaufelden unterworfen. Nun gehört sie zur Diöcese Langenburg. Die Pfründe für einen Caplan hat erst in der Mitte des 14. Jahrhunderts ein Fritz von Kirchberg gestiftet. Der Sage nach stand jedoch schon vor 800 Jahren auf dem Berge hinter dem Schloß eine Kirche oder Capelle. 1398 kam mit dem Amt Kirchberg auch die Caplaneibestellung an die drei Reichsstädte Hall, Dinkelsbühl


  1. Die Industrieschule verdankt ihr Daseyn und ihren sehr gedeihlichen Fortgang der Wittwe des Fürsten Georg Ludwig, Adele, und die Kleinkinder-Anstalt neben reichlichen Spenden des regierenden Fürsten, seiner Gemahlin der Fürstin Marie, die diese Anstalt mit seltenem Eifer pflegt.
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Christian Ludwig Fromm: Beschreibung des Oberamts Gerabronn. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 247. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGerabronn0247.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)