Seite:OAHeidenheim 026.png

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von hier bis Giengen, in dessen Umgebungen sie an vielen Punkten mächtig anstehen, nehmen sie alle Abhänge und ebenen Flächen ein, die regelmäßigsten Platten stehen auf Feld und im Wald am Wege von Schnaitheim nach Steinheim zu Tage, kurz, wo man sich hinwenden mag, sind die Schiefer leicht erkennbar. Allein so leicht erkannt, so schwer ermittelt man genau ihre Lagerungsverhältnisse. Denn als die jüngsten Jurabildungen müßten sie überall die Gipfel einnehmen. Dieß ist jedoch nicht der Fall, die zerklüfteten Felsenkalke heben vielmehr überall ihre rauhen Häupter über das milde Gestein empor, oben auf den Felsen und an dem Steilgehänge Wald, unten ein freies Ackerfeld auf lockerer Ackerkrume mit Bruchstücken von thonigen Kalkplatten gemischt. Man nennt dieß ein abweichendes Lagerungsverhältniß, was in solcher mannigfacher Verzweigung den Geologen noch theilweis Problem bleibt.

Die Bohnenerze mit ihren dunkelbraunen durch Bohnenerzmasse gefärbten fetten Thonen, ein wichtiger Reichthum des Oberamtes, werden vorzugsweise auf Nattheimer Markung im Walde zwischen Nattheim und Auernheim in großen Pingen und Löchern gewonnen, doch findet sich die Erzformation auch noch an vielen andern Punkten, theils in verlassenen oder betriebenen Gruben (Oggenhausen, Mergelstetten, Osterholz etc.), theils in noch nicht aufgedeckten. Überall bildet der Thon die Grundlage, der nicht nur auf den Feldern sich ausbreitet und wesentlichen Antheil an der Fruchtbarkeit des Landes hat, sondern sich auch vorzugsweise in den spalten- und muldenförmigen Einsenkungen des Jurakalkes angehäuft hat. Knochen- und Zahnbruchstücke, welche bei Melchingen, Neuhausen (westlich Tuttlingen) und an vielen andern Punkten der Alp und Heuberge im Bohnenerz gefunden worden sind, scheinen nicht vorzukommen. Wohl aber liegen in den Thonen verkieselte Petrefakten und andere, die aus der Umgebung hineingeriethen.

Die Molasse wird wichtig, sobald man sich gen Süden dem Thale der Donau nähert. Namentlich zieht sich aus den Stotzinger Feldern ein Zug quer über die Brenz nach Bayern hinein. In der Tiefe ist diese Molasse ein weicher Sand mit Haifischzähnen, ganz oben auf der Feldfläche wird sie jedoch von harten grobkörnigen Platten und Bänken bedeckt, die zum Bauen hin und wieder aufgesucht werden. Diese harten Bänke starren stellenweise von Muschelkernen und Muschelabdrücken, seltener und nur von gewissen Arten ist die Schale noch erhalten, aber dann meist dergestalt mit Sand überklebt, daß die Bestimmung dadurch bedeutend erschwert wird. Cardium-, Pecten-, Natica- und Turritella-Arten zeichnen sich aus, und vor allen die nicht selten armlange wohlerhaltene Ostraea canalis mit ihren unzähligen Abänderungen in den

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August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Heidenheim. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 026. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeidenheim_026.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)