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des Königreichs deren 78 auf 1000 Einw. kommen. Die größere Sterblichkeit trifft auch hier nur die jüngeren Altersklassen, hauptsächlich die vor zurückgelegtem ersten Lebensjahre.

Die Einwohner verläugnen nach Körperbau, Lebensart und Sitten im Allgemeinen den Typus nicht, der den Menschenschlag dieser Gegend überhaupt bezeichnet. Sie sind durchschnittlich gesund und kräftig, sehr fleißig und sparsam. Doch macht die Industrie ihren Einfluß in sofern geltend, als bei den in den Fabriken arbeitenden Individuen mehr Genußliebe und Sinnlichkeit vorherrscht, und zwar viele Gewandtheit und anstelliges, regsames Wesen, aber weniger die offene und biedere Geradheit des Landvolks angetroffen wird. Auch ist die Einwirkung der Fabrikluft auf die Gesundheit, besonders des weiblichen Geschlechts, nicht ganz zu verkennen. Besonders rühmend aber ist die Neigung der Heidenheimer zu stiller Mildthätigkeit herauszuheben, wie denn überhaupt der Häuser sehr viele sind, wo thätige Religiosität und Sittlichkeit in hoher Geltung stehen.

Merkwürdige Heidenheimer sind:

Hizler, Dan., geb. den 28. Sept. 1576, 1609 Specialsuperintendent in Güglingen, 1610 vornehmster Prediger in Linz in Österreich, von wo er aber wegen der Verdrüßlichkeiten, die er mit den Jesuiten bekam, in sein Vaterland heimkehrte, 1625 Special zu Kirchheim, 1626 fürstl. Rath, Generalsuperintendent und Abt zu Bebenhausen, 1632 Probst zu Stuttgart, † den 6. Sept. 1635 in Straßburg, seinem Zufluchtsorte nach der Nördlinger Schlacht.

Ulsheimer, Andr. Jos., geb. im J. 1578, ein weitgereister Bartscheerer und Wundarzt in Tübingen. Von ihm ist: Beschreibung etlicher Reisen, welche er in Europa, Afrika, Ostindien und Amerika, tam merid. quam septentr., innerhalb 15 Jahren vollbracht hat. Handschr. der K. öffentl. Bibl. in Stuttgart.

Wagner, Tob., geb. den 21. Febr. 1598, seit 1624 Diaconus und 1632 Pastor zu Eßlingen, 1653 Professor der Theologie und Superattendens des Stipendiums in Tübingen, 1656 Procanzellarius und dann 1662 Canzler der Universität und Probst der Kirche daselbst, gest. als solcher den 12. Aug. 1680. Ein sehr eifriger Polemiker (s. Eisenbach, Tübingen. S. 147). Unter seinen zahlreichen Schriften wird folgende ausgezeichnet: Inquisitio theologica in Acta henotica. Tubing.. 1664. 4.

Wünsch, geb. den 12. Dezbr. 1717, eines Kürschners Sohn, im 7jährigen Kriege als trefflicher Feldherr ausgezeichnet, gest. als Preußischer General den 18. Oktbr. 1788 in Prenzlau.

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Heidenheim. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeidenheim_126.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)