Seite:OAHeidenheim 165.png

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und unbrauchbar gemacht wurde. Das Schloßgut wird von einem Pächter musterhaft bewirthschaftet.

Burgberg ist im Allgemeinen ein freundlicher und reinlicher Ort; die artigen Häuschen des Stehbergs sind fast sämmtlich aus Stein gebaut, mit Ziegeln gedeckt, und lassen den elenden Zustand nicht ahnen, der im Innern der meisten derselben herrscht. Wohnhäuser zählt man 143. Die Pfarrkirche zum heil. Vitus ist eigentlich eine Feldkapelle und als solche 1710 von der Gemeinde am Fuß des Schloßberges, oder vielmehr zur Hälfte in diesen hineingebaut worden. Sie faßt kaum 134 Menschen zum Sitzen und Knien, und hat eine Ausstattung die nicht dürftiger und mangelhafter seyn könnte. Es wäre um des sittlich-religiösen Interesses gerade dieser Gemeinde willen sehr zu wünschen, daß die Erbauung einer angemessenen Kirche bald möglich gemacht würde. Nicht minder armselig war bis auf die neuesten Zeiten die Pfarrdotation. Vor der Reformation waren die wenigen Bewohner Filialisten, theils von Hürben, theils von Hermaringen. Nach derselben gehörten sie keinem ordentlichen Pfarrverbande an, sondern besuchten bald die Kirche zu Lonthal, bald die in Lindenau (Gemeinde Rammingen), dem Pfleghof ihres Zehentherrn, des Abts von Kaisersheim, und wurden hierauf von diesem dem Pfarrer zu Nieder-Stotzingen als Charitativ-Filial zugewiesen. Dieser letztere Verband löste sich erst völlig im J. 1808, nachdem übrigens schon 1760 von Öttingen-Wallerstein ein eigenes Beneficium zum heil. Vitus, freilich ärmlich genug, gestiftet, im J. 1786 mit jährl. 60 fl. (die jedoch später wieder wegfielen) verbessert und der Beneficiat zum Pfarrkaplan für Burgberg (anfänglich zugleich auch zum Schulmeister) bestellt worden war. Im J. 1822 wurde endlich die Gründung einer eigenen Pfarrei ausgesprochen, vom Intercalarfond ein Capital von 5200 fl. nebst den Intercalargefällen im Betrag von 500 fl. dazu gegeben, und der Beitrag der Gemeinde von 86 fl. auf 238 fl. erhöht. Die Patronatsherrschaft that nichts zur Verbesserung der Pfründe, willigte aber in die Alternation der Pfarreibesetzung mit der Krone. Vorhandene Stiftungen zur Heiligenpflege sind nur 160 fl. Jahrtagscapitalien. Die Cultkosten trägt die Gemeinde. Pfarrhaus ist keins vorhanden; der Pfarrer wohnt bis jetzt im Schloß. Die Erbauung einer Pfarrwohnung auf gemeinschaftliche Kosten der Gutsherrschaft und des kathol. Intercalarfonds ist jedoch jetzt beschlossen und kommt im J. 1844 zur Ausführung. Der Gottesacker ist erst vor wenigen Jahren 1/8 St. nördlich vom Ort auf einer kleinen Anhöhe angelegt worden, nachdem früher die Leichen auf den Kirchhöfen von Hürben und Hermaringen begraben worden waren. Das Local des Gemeinderaths befindet sich in dem oben erwähnten schönen neuen

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Heidenheim. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeidenheim_165.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)