Seite:OAHeidenheim 186.png

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der Blaserthurm aber der Stadt; hiernach richtet sich auch die Baupflichtigkeit.

Die Kirche zum heil. Geist, oder Hospitalkirche, ist dem Hospital angebaut und steht am südlichen Ende der Stadt. Auch dieses kleine Kirchlein wurde 1634 ein Raub der Flammen, und erfuhr erst in den Jahren 1701 und 1751 seine gänzliche Herstellung; es ist im Innern freundlich und hat ein kleines Thürmchen mit einer Schlaguhr und 2 Glocken. Alle vier Wochen hat der zweite Geistliche hier eine Predigt zu halten. Die Baulast ruht auf der Stiftungspflege. – Von dem Hospital-Gebäude s. unten.

Das Rathhaus, das vornehmste Gebäude in der Hauptstraße, die hier zu einem kleinen Marktplatz sich erweitert; es ist ganz von Stein, mit einer Schlaguhr und Glockenthürmchen versehen, und wurde 1840 und 1841 sehr anständig und zweckmäßig erneuert. In dem feuerfesten Erdgeschoß befindet sich das städtische Archiv; das übrigens 1634 seinen wichtigsten Inhalt verloren hat. Es ist 1840 neu geordnet und zweckmäßig registrirt worden. Das Rathhaus wurde 1668 erbaut und 1738 erstmals renovirt. – Die Schulgebäude s. unten.

Die Stadtpfarrwohnung ist das hoch und frei gelegene ehemalige Oberamtei- und frühere Syndicats-Gebäude auf der Burg, und gehört dem Staat. Das alte Pfarrhaus, das 1634 abbrannte, stand westlich von der Pfarrkirche, und war ein Kl. Herbrechtingenscher Pfleghof, daher der Platz um dasselbe diesem Kloster und später Württemberg mit allen Hoheits- und Jurisdictionsrechten zustand. Erst 1814 wurde die Area vom Staat verkauft. Von 1635-1813 wohnten die Stadtpfarrer zur Miethe. – Die Predigerwohnung wurde 1812 erbaut und 1817 dem zweiten Geistlichen (Prediger) eingeräumt.

Einwohner. Es sind tüchtige, rüstige Leute, die sich aus den Zeiten ihres reichsstädtischen Bürgerthums manche rühmliche Eigenschaften, große Anhänglichkeit an Haus und Heimath, Pietät gegen das erprobte Alte, muntere und unbefangene Geselligkeit bewahrt haben, bei aller Ökonomie und Erwerbsthätigkeit den Ehrenpfennig nicht sparen und gegen Hülfsbedürftige sich freigebig beweisen. In Rücksicht auf die bürgerliche Ordnung sind sie ruhig und fügsam. Für ihre Schulanstalten zeigen sie großes Interesse. Auch physisch ist der Menschenschlag gesund, wenn auch weniger kräftig, als die umwohnenden Landleute; man kennt keine vorherrschenden Gebrechen.

Bevölkerungsverhältnisse. Die ortsangehörige Bevölkerung der Stadt betrug am 15. Dez. 1842 986 männliche, 1081 weibliche, zusammen 2067 Seelen. Am 15. Dez. 1840 betrug die Zahl der Ortsangehörigen 2068, die der Ortsanwesenden

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Heidenheim. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeidenheim_186.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)