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Christoph einen protestantischen Probst ein (Binder, Kirchen- und Lehrämter 1, 100).

Im 30jährigen Kriege wurde der Besitz dieses Klosters, wie so mancher anderer, den Protestanten zeitweise entrückt, zuerst in Folge des Restitutionsedikts (1629) vom Jahr 1629–1632, wo das Kloster durch Wettenhauser Mönche und einem neuen Probst Philipp Faber[1] bezogen wurde, dann – nach kurzem protestantischem Zwischenbesitz – bereits wieder im Jahr 1634 nach der Nördlinger Schlacht, welche die Einäscherung des ganzen Dorfes durch die Kaiserlichen nach sich zog (Sattler 7, 105). Der westphälische Frieden (1648) sicherte dagegen dem Hause Württemberg und dem Protestantismus den Besitz Herbrechtingens für immer. Die Reihe der protestantischen Pröbste, unter denen Joh. Albr. Bengel, 1741–49, der merkwürdigste ist, s. bei Sattler, Topogr. S. 555 u. Binder, Kirchen- und Lehrämter S. 101.[2]

In der protestantischen Zeit zeigt sich keine Spur, daß hier, wie dies doch sonst in andern Klöstern der Fall war, eine Klosterschule errichtet worden wäre (Binder a. a. O. S. 49. 100). In früheren Jahrhunderten, wenigstens im 13. (Besold 968), scheint eine solche bestanden zu haben.

Der Stabs- und Klosterverwalter, welcher bis zur Änderung der Dinge im Anfange dieses Jahrhunderts die Einkünfte des Klosters besorgte und zugleich Forstverwalter war, hatte außer den 3 Höfen Asbach, Bernau und Heuhof keine Amtsorte in seinem Stab, hingegen hatte das Kloster eine Pflege in Giengen und Niederstotzingen. Das Dorf Herbrechtingen gehörte nicht zum hiesigen Stabsamt, sondern zum Oberamt Heidenheim.

Im Mittelalter schrieb sich von Herbrechtingen ein ritterliches Geschlecht. Hermannus de Herbrechtingen erscheint im Jahr 1171 im Stiftungsbriefe des Klosters, Ulricus miles de Herbrehtingen in Urkunden von 1252 u. f. (Reg. Boic. 3, 27 et seq.).

Nach dem ältesten Salbuch ist die Herrschaft Vogt über alles, das zu Herbrechtingen gelegen in dem Dorf, im Holz, im Feld, ausgenommen die gefreiten Gut, die des Gotteshauses frei eigen sind, die sie erkauft haben von denen von Eselsburg, da ist die

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Heidenheim. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 222. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeidenheim_222.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
  1. Bei seiner Ordination wurde ihm von dem Bischof von Augsburg auferlegt, daß er innerhalb 6 Jahren zu Herstellung der Akademie zu Dillingen 4000 Scudi erlegen sollte (Braun, Bisch. v. Augsb. 4, 158).
  2. Der jeweilige Probst war zugleich Pfarrer der Gemeinde Herbrechtingen. Ein zweiter Geistlicher führte den Titel Diacon und war dabei Pfarrer in Hürben und Eselsburg. Seit dem Tode des letzten Probstes, Johann Conrad Klemm († 1806), besteht nur eine Pfarrstelle.